Wer gedacht hat, dass man ein Baby einfach so tragen
könnte, ist der „Spreiz-Anhock-Stellung“
noch nicht begegnet. Hinter dieser Bezeichnung verbirgt sich die ganze
geheimnisvolle Welt des „Wie-trage-ich-ein-Baby“. In dieser Welt gibt es eine Vielzahl
unterschiedlicher Babytragen, hier ist
Trageberaterin ein seriöser Berufsstand, BB die Abkürzung für Babybjörn (eine
Babytrage und ein natürlicher Feind) und Marketing zeigt sein fiesestes Gesicht. In dieser Welt
ist das Tragen eines Babys keine Tätigkeit, sondern eine Ideologie, eine
Berufung und eine Wissenschaft für sich. Ähnlich wie bei den ersten
ideologischen Hürde, dem Wunschkaiserschnitt und dem Stillen, werden hier die
Athletinnen in Gewinngruppen eingeteilt. Advantage für diejenigen, die ein
Tragetuch verwenden, Wettkampfvorteil auch für Manduca, Glückskäfer, Marsupi
und MeiTei und Punktabzüge bei den Babybjörn- und Kinderwagen-Benutzerinnen.
Weitere Zusatzpunkte und gegebenenfalls Abzüge können durch tragende
Körperregion (auf der Hüfte vs. Bauch vs. Rücken) und die Dauer des Tragens
(nur wenige Monate vs. Viele Jahre) erlangt werden.
Für alle Ironmums, die hier nur Bahnhof verstehen,
eine kurze Definition:
„Unter der Anhock-Spreizhaltung versteht man jene Körperhaltung, die ein
Neugeborenes automatisch einnimmt, wenn man es hochhebt: Die Beine sind
angehockt, die Knie auf Nabelhöhe und die Oberschenkel leicht abgespreizt.
Diese Haltung ist prädestiniert dazu, dass das Kind auf der Hüfte eines
Erwachsenen getragen werden kann, und liegt begründet in der
stammesgeschichtlichen Entwicklung des Menschen.*
(*http://de.wikipedia.org/wiki/Anhock-Spreizhaltung)
Eine gute Tragehilfe sollte dies berücksichtigen und
gewährleisten, dass das Kind diese Haltung einnehmen kann.
So viel zu den Fakten und nun ab ins Reich der Ideologien.
Das findet man in Publikationen zum Thema, in Mütter-Kind Gruppen, in Hebammen-
und Kinderarztpraxen, in Werbebroschüren und Gebrauchsanweisungen der einzelnen
Tragehilfen und in seiner ganzen Widersprüchlichkeit im www.
Googelt man „Baby tragen“ oder „Tragehilfen“ gibt es
unzählige Informationen über Relevanz, Dauer und Häufigkeit des Tragens und
damit verbunden über die Wahl der richtigen Tragehilfe bzw. Position des Kindes
in derselben.
Der größte Teil ist nicht wissenschaftlich fundiert,
obwohl es oft den Anschein hat.
So kann man einerseits nicht oft genug tragen:
„Viel
Körperkontakt durch oft Tragen, Familienbett, stillen, etc. fördert in den
ersten Lebensjahren enorm das Sozialverhalten und es ist wissenschaftlich
belegt, daß solche Kinder später viel weniger zur Gewaltbereitschaft neigen,
wie anders aufgewachsene Kinder. Dieses ist auch in den verschiedenen Völkern
zu sehen. Ruhige friedvolle Völker versorgen ihre Kinder besonders in den
ersten Jahren mit viel Liebe, Körperkontakt (Massagen, etc.), Tragen, stillen,
etc.. In den zivilisierten Ländern, wo es schick ist, sein im eigenen
Kinderzimmer schlafen zu lassen, nur kurz zu stillen, immer im Kinderwagen
liegend, immer im Laufstall aufhaltend, etc. neigen die Kinder später zu sehr
viel mehr Gewaltbereitschaft.“
Andererseits muss man aufpassen:
„die Erfahrung
als Physiotherapeutin zeigt, dass die meisten Kinder mit
Rücken-/Haltungsschäden in der Behandlung längere Zeit in einem Tragetuch oder
BabyBjörn getragen worden sind.
Die Kinder haben bei längeren Ausflügen im Tuch keinen Platz sich frei zu bewegen in Ihren wachen Phasen.“
Die Kinder haben bei längeren Ausflügen im Tuch keinen Platz sich frei zu bewegen in Ihren wachen Phasen.“
Besonders bei der Wahl der richtigen Tragehilfe ist
Vorsicht geboten, sonst hat man sich schnell disqualifiziert:
„hallo ihr.
muss mal meinen "frust" loswerden.
waren gerade beim einkaufen in unserer überdachten einkaufspassage.
da habe ich einen papa mit BB gesehen.
um es noch schlimmer zu machen (was ja der BB sowieso ist) hatte der papa das baby so gebunden, dass das kind dauernd den kopf nach hinten geklappt hatte und so weit unten, dass der kopf des babys unterhalb der brust des papas hing wenn nicht noch weiter tiefer...
das baby hat mir sooo leid getan, dass ich kurz davor war hinzugehen und ihm zu zeigen wie es gesund ist (hatte meinen zwerg im bondolino)...
aber hab mich nicht ganz getraut...
was hättet ihr gemacht??
bin echt geschockt, hat sooo schlimm ausgesehen!!“
muss mal meinen "frust" loswerden.
waren gerade beim einkaufen in unserer überdachten einkaufspassage.
da habe ich einen papa mit BB gesehen.
um es noch schlimmer zu machen (was ja der BB sowieso ist) hatte der papa das baby so gebunden, dass das kind dauernd den kopf nach hinten geklappt hatte und so weit unten, dass der kopf des babys unterhalb der brust des papas hing wenn nicht noch weiter tiefer...
das baby hat mir sooo leid getan, dass ich kurz davor war hinzugehen und ihm zu zeigen wie es gesund ist (hatte meinen zwerg im bondolino)...
aber hab mich nicht ganz getraut...
was hättet ihr gemacht??
bin echt geschockt, hat sooo schlimm ausgesehen!!“
http://www.eltern.de/foren/tragehilfen-forum/695486-bb-baby-gesehen-beim-einkaufen.html
(01.06.2010)
Athletinnen, die sich für ein Tragetuch (TT)
entscheiden, scheinen in der Disziplin „Baby tragen“ deutlich besser zu punkten
als Verwenderinnen von Tragesäcken oder anderen Tragehilfen.
Babybjörn-Nutzerinnen werden auf die hinteren Plätze verwiesen. Den vom
schwedischen Familienunternehmen produzierten Bauchtragen, wird vorgeworfen,
schädlich für Babys Rücken und Becken (keine Spreiz-Anhock-Haltung, kein
Rundrücken) zu sein und eine aggressive Marketing-Strategie zu betreiben: „Ich glaube, diese Hebammen und
Verkäuferinnen bekommen Geld oder so von BB, damit die den auch so nett
anpreisen. Anders kann ich mir das nicht erklären...“
„Das interessiert doch den Hersteller nicht die
Bohne! Die wissen, dass das Teil sch... ist, aber verkaufen es weiterhin, weil
sie damit viel viel Geld verdienen!“
www.eltern.de/foren/tragehilfen-forum/240524-warum-baby-bj%F6rn-sch%E4dlich-f%FCr-mein-baby-2.html#post5636171
(01.06.2010)
Ähnlich wie beim Stillen, sollte sich jede Ironmum
auch bei dieser ideologischen Hürde gut überlegen, wie sie sie überwindet. Um
mental gut gewappnet mit ihr umzugehen, sich unbeirrt auf seinen eigenen Weg zu
konzentrieren und sich aus Lagerkämpfen weitgehend raushalten zu können. Denn
die kosten zusätzliche Energie, die man in jedem Falle besser für das
eigentliche Training gebrauchen kann.
Oder es einfach so machen:
Real Cowboys know how to do it. |
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen