Montag, 29. April 2013

Rat? Schläge!

Das sind mir die liebsten: Wohlmeinende Ratschläge anderer Mütter.

Exactly!

Montag, 22. April 2013

Die tut nix. Die will doch nur spielen.

Mütter auf Spielplätzen - ein Thema für sich. Der Mamablog widmet dem Phänomen einen lesenswerten und amüsanten Beitrag: Alptraum Spielplatz
Obwohl viele Mütter Spielplätze hassen, fühlen sie sich doch bemüßigt, auf selbigen permanent im Dienste und zum Schutze des Kindes einsatzbereit zu sein, anstatt es sich fernab auf einer Bank mit Zeitung/Buch gemütlich zu machen und die freie Zeit weitestgehend zu genießen.
Obwohl das für beide besser wäre, da sind sich Pädagogen, Erziehungswissenschaftler und sogar Spielplatzexperten einig. So bezieht Günter Belzig (seit 40 Jahren weltweit erfolgreicher Spielplatzarchitekt) im Interview in Nido (6/2010) eindeutig Stellung:


„Aber die Eltern müssen schon auf dem Spielplatz dabei sein, oder?

In Rufweite – bei kleinen Kindern. Aber tatsächlich plädiere ich für unbeaufsichtigtes Spielen. Ich möchte es schaffen, dass ein Kind auf dem Spielplatz so sein kann wie es ist, ohne das jemand daneben steht. Was ist denn Spielen? Zweckfreies neugieriges Suchen und Entdecken, experimentieren, an die Grenzen gehen. Dafür braucht man Freiheit, Raum und vielleicht Mitspieler. Aber man braucht bestimmt keine Mutter, die mit im Sandkasten sitzt und dann die tolleren Kuchen formt. Und auch keinen vater, der am Klettergerüst steht und ruft: „Jetzt trau dich doch!“ Es ist kein Zufall, dass die meisten Unfälle im Beisein des Vaters passieren.

Mama und Papa also möglichst weit weg?

Ja, bitte. Schnappen Sie sich eine Zeitung, setzen Sie sich auf die Bank. Und greifen Sie nicht andauernd ein."

Auch der Deutschlandradio-Beitrag: Bitte landen! Von Helikoptereltern und ihren Kindern. liefert erhellendes zum Thema: "Wieviel Einmischung darf's denn bitte sein?" 
Und plädiert dafür, die Kinder einfach mal in Ruhe ihre eigenen (lebenswichtigen) Erfahrungen machen zu lassen.

Freitag, 19. April 2013

Neue Tischregeln.

Na, denn: Prost Mahlzeit.

Um gemeinsame Mahlzeiten für alle zu einem möglichst angenehmen Erlebnis zu machen, ist die Einhaltung gewisser Regeln unumgänglich. Waren die noch in meinen Kindertagen recht streng, so tendiere ich aufgrund meines Naturells und meiner Erfahrung dazu, es etwas lockerer zu handhaben.
Unser Regelkatalog hat daher folgende "Aufweichungen" erfahren.

Alte Regel: Wir kommen mit sauberen Händen an den Tisch.
Neue Regel: Wir kommen nicht ohne Hose an den Tisch.

Alte Regel: Keine Ellenbogen auf den Tisch.
Neue Regel: Kein Lego, keine Autos, Plastikpistolen und dreckige Socken auf den Tisch.

Alte Regel:Die Serviette und Gabel liegen links vom Teller, das Messer und Getränk rechts.
Neue Regel: Das Essen bleibt auf dem Teller, nicht rechts und links von ihm.

Alte Regel: Warte mit dem Essen, bis Mama am Tisch sitzt.
Neue Regel: Wenn Mama endlich sitzt, wird nicht mehr rumkommandiert, sie solle dieses und jenes noch holen.

Alte Regel: Halte die Hand vor den Mund und entschuldige dich, wenn du aufstoßen musst.
Neue Regel: Keine Rülpswettbewerbe während der gesamten Mahlzeit.

Alte Regel:  Während der gesamten Mahlzeit bleiben die Hände auf dem Tisch.
Neue Regel: Während der gesamten Mahlzeit bleiben alle Finger aus der Nase.

Alte Regel: Man zeigt nicht mit dem Besteck auf Leute.
Neue Regel: Man ersticht nicht seine Geschwister mit dem Besteck.

Alte Regel: Wer fertig ist mit dem Essen, fragt, ob er aufstehen darf und räumt seinen Teller ab.
Neue Regel: Wer fertig ist mit dem Essen, rennt nicht sofort zum Kühlschrank und brüllt: "ICH WILL EIN EIS MIT STREUSELN!"

Die Einhaltung gewisser Tischregeln sind für mich eine Form von Respekt gegenüber demjenigen, der das Essen gemacht hat. Und sie können dazu beitragen, die Mahlzeiten zu einer halbwegs erfreulichen Angelegenheit zu machen. Daher verzeichne ich es schon als einen gewissen Erfolg, wenn die Kinder nicht ohne Hose am Tisch sitzen und sich nicht gegenseitig mit dem Besteck malträtieren. Eine Verschärfung der Regeln kann man dann immer noch einführen.

Bis das soweit ist, genehmige ich mir noch ein extra Glas Wein, um den Anblick der von Sohnemann geschmähten und auf dem Tisch verteilten Speisen, während er seiner Schwester zubrüllt, sie dürfe Lightning Mac Queen nicht berühren, besser ertragen zu können.

Mittwoch, 17. April 2013

So kann man das auch sehen....


Vielleicht bliebe noch hinzuzufügen:
8. You never know with whom in your bed you wake up in the morning.

Freitag, 12. April 2013

Lügen haben kurze Beine: Exakt 35 cm lang.

Unser Kleiner (4) war schon immer recht fantasievoll. Auf die Frage, woher das Matchboxauto stamme, welches ich direkt nach der Kita in seiner Hosentasche fand, erklärte er mir, er hätte es gekauft. "Aha," sagte ich, "ihr wart also mit der Kita im Spielzeuggeschäft?", was er vehement bejahte. Auf die Frage, woher er denn das Geld habe, kam die Erklärung, dass sie vorher in der Schweiz arbeiten waren (Anm.: Sein Papa arbeitet in der Schweiz) und dann direkt mit dem Zug zum Spielzeugladen gefahren seien, wo sich dann jedes Kind von seinem Arbeitslohn etwas hätte kaufen können. Innerlich laut schmunzelnd, erkläre ich ihm dennoch, dass er keinesfalls Spielzeug aus der Kita "klauen" dürfe. Das wisse er, so sagte er, sie hätten es aber gekauft, von eben dem Arbeitslohn aus der Schweiz. Ein wenig stolz berichtete ich am Abend dem Vater von der Geschichte und fügte hinzu, dass man ja wisse, dass Kinder mit dem 4. Lebensjahr auch die Fähigkeit zur Lüge entwickelten. Und dass Entwicklungspsychologen belegen, dass die Fähigkeit zu Lügen an die intellektuelle Entwicklung gekoppelt ist. Will heißen: Kann ein Zweijähriger schon lügen, darf dies als Zeichen früher Reife gelten. Kann ein Fünfjähriger es noch nicht, muss man ein besorgniserregendes Entwicklungsdefizit vermuten. Wer lügen kann, hat nämlich das Konzept der Wahrheit begriffen – die Voraussetzung dafür, dass man eine alternative Realität zu dem als wahr Erkannten entwerfen kann.
Der Stolz über unseren fantasiebegabten Sohnemann schwand aber mit der Zunahme seiner "Lügengeschichten". Nie war er schuld, immer die anderen. "Ich war es nicht" – daran wurde auch dann noch festgehalten, wenn es ganz offensichtlich nicht stimmen kann. Nie hat er zuerst geärgert, nie etwas weggenommen oder kaputtgemacht, nie etwas verbummelt, nichts verschüttet, nicht gekleckert. Selbst an der fürchterlichen Unordnung in seinem Zimmer, die unter rätselhaften Umständen jeden Nachmittag entsteht, wenn nur er sich darin aufhielt, trägt er keine Schuld. "Das waren die kleinen Monster" tönt es empört aus seinem Mund. "Welche Monster?" "Na, die drei, die immer alles durcheinander machen!" "Ach so", sagte ich und beschloss, ihn mit den eigenen Waffen zu schlagen. Als er am nächsten Tag aus der Kita kam, hatten die drei Monster wieder sein Zimmer verwüstet. Er war fürchterlich sauer, hatte er doch am Vorabend noch eigenhändig (mit Papas Hilfe) aufgeräumt. "Du warst das!" motzte er mich an. "Nein, das waren die drei Monster." "Stimmt gar nicht!" "Dooch! Willst du die Monster sehen?" Ein kleinlautes, zögerliches "Ja" war die Antwort.
"Komm, ich zeig sie dir, ich hab sie nämich fotografiert."

Das Beweisfoto: Das "Chaos-Infernale-Trio" nach getaner Arbeit.


Mittwoch, 10. April 2013

Mütter und das liebe Geld.

Viele Mütter/Frauen hassen es, von ihren Männern finanziell abhängig zu sein. Sie möchten gern auch "ihren Beitrag" leisten und nicht unemanzipierter Empfänger von Haushaltsgeld-Transferleistungen sein. Tückischerweise kommt in vielen Fällen aber nicht mehr als ein "Zuverdienst" (s. voriger Beitrag) dabei rum.
Dabei dreht es sich auch immer wieder um die Frage, welche Arbeit wie viel wert ist. Erwerbsarbeit vs. Hausarbeit, Minijob vs. Managergehalt, Präsenz im Hause (bringt monetär rein gar nix, macht aber Arbeit) vs. Präsenz am Arbeitsplatz (bringt Geld, macht auch Arbeit)
Welche Möglichkeiten es gibt, das Haushaltseinkommen gerechter auf die unterschiedlichen Arbeitsmodelle (sie kocht, wäscht, putzt, erzieht die Kinder, jobbt nebenher, etc., er sitzt in Meetings, schreibt emails und telefoniert etc.) zu verteilen, dazu äußert sich Rinaldo Dizienger auf sehr amüsante Weise im Mamablog.

Die beruflich erfolgreiche Mutter...

... ist Medienliebling, Vorzeigeexemplar und probates Druckmittel in einem. Beruflich erfolgreich meint nicht die lediglich erwerbstätige Mutter (in Voll- oder Teilzeit), sondern die, die Karriere machen und dazu noch ausgesprochen gut verdienen. Natürlich gibt es sie, keine Frage, aber wahrscheinlich eher in der Minderheit. Die Mehrheit arbeitet lediglich und verdient mittelmäßiges Geld (in vielen Fällen also "etwas dazu").
Beispiel gefällig? Einer guten Bekannten, studiert, verheiratet und Mutter zweier Kinder (7 und 3) bot man nach Geburt von Kind zwei eine ernst zunehmende Abfindung, damit ihr Arbeitgeber ihre Stelle möglichst schnell mit einer "belastbaren, flexiblen und zuverlässigen" Arbeitskraft neu besetzen könne. Sie bleib drei Jahre zu Hause, mal mehr mal weniger unglücklich. Nun bekommt sie eine "Super-Chance" für den Neueinstieg: Sachbearbeiterin, 4 Tage die Woche à 6 Stunden (von 10 bis 16 Uhr) für 2000 Euro brutto. Die anfängliche Vorfreude wandelte sich durch eine einfache Rechnung in Skepsis.
Sie, schlechte Steuerklasse 5, zahlt monatlich ca. 400 Euro Steuern, bleiben noch 1600. Da es in ihrer Kleinstadt keinen Schulhort gibt, braucht sie Betreuung für Kind eins, das um eins von der Schule kommt. Sie bräuchte also an 16 Tagen im Monat einen Babysitter von kurz vor 1 bis ca. 17 Uhr, da der Weg zur Arbeit ca. eine Stunde hin und eine zurück dauert. Insgesamt also 16 mal 5 Stunden bezahlte Kinderbetreuung für Kind 1, also 80 Stunden. Findet sie einen guten Babysitter für 10 Euro die Stunde, macht das 800 Euro für den Babysitter. Kind 2 könnte länger in der Kita bleiben (bis 16 Uhr und müsste dann vom Babysitter abgeholt werden). Die durch eine Erhöhung der Kitastundenzahl anfallenden Kosten belaufen sich auf 100 Euro mehr Beitrag pro Monat + Gebühren für Mittagessen in der Kita. Eine Mahlzeit kostet 3 Euro. Macht insgesamt 148 Euro an Kitamehrkosten. Unterm Strich bleiben von den 2000 Euro brutto ca. 600 Euro übrig. Damit landet sie nach ihren eigenen Worten "knapp über Minijobniveau" und sie fragt sich, ob es das wert sei. Klar, sie will nicht überheblich klingen und sie hat zum Glück einen Mann, der gut verdient. Uns sie hasst es und schämt sich, von ihm finanziell abhängig zu sein. Natürlich möchte sie gerne ihr eigenes Geld verdienen, aber zu welchem Preis? Oder ist das Jammern auf hohem Niveau? I don't know.

Donnerstag, 4. April 2013

Die Trotzphase - eine deutsche Erfindung?

Neeeeiiiiiiin!

 Im vorletzten Spiegel (Nr. 13/2013) gab es einen recht interessanten Artikel der amerikanischen Journalistin Pamela Druckermann, die seit vielen Jahren mit Mann und Kindern in Paris lebt und den französischen Erziehungsstil plus deren Resultate äußerst interessant und erforschenswert findet.
Ausgangspunkt war die Beobachtung, die sie während eines lang zurückliegenden Frankreichurlaubs mit französischen Kindern machte:
Druckermann:"Wir waren im Sommerurlaub in Westfrankreich, die Kleine war anderthalb. Weil wir in einem Hotel wohnten, aßen wir mittags und abends auswärts. Bald merkten wir: Es ist die Hölle. Unsere Tochter schmiss mit Sachen um sich, krabbelte aus dem Hochstuhl...
Spiegel: So ist das eben mit kleinen Kindern.
Druckermann: Das dachte ich auch. Aber es war nur mit unserem Kind so. Alle anderen Kinder, die französischen nämlich, saßen brav auf ihrem Stuhl. Sie hielten ganze Drei-Gänge-Menüs durch. Am Tisch dieser Familien herrschte ein freundlicher, entspannter Ton. Da habe ich mir gesagt: Das will ich auch. Ich will lernen, wie man seine Kinder so erzieht."
Etwas weiter: "In der Krippe sitzen Zweijährige am Tisch und essen Salat, Hauptspeise, Käse und Obst. Wie geht das? Oder die Tobsuchtsanfälle. Ich habe hier in der Öffentlichkeit nie Tobsuchtsanfälle kleinerer Kinder gesehen. Nur die meiner eigenen. Warum?"
Druckermann beschließt, dem Phänomen auf die Spur zu kommen und  beginnt die Unterschiede des französischen und des amerikanischen Erziehungsstils zu untersuchen. Denn laut einer in ihrem jüngsten Buch "Warum französische Kinder keine Nervensägen sind - Erziehungsgeheimnisse aus Paris" zitierten Studie empfinden amerikanische Eltern aus Ohio die Elternschaft als doppelt so anstrengend wie Mütter in Rennes, Frankreich.
Dabei kommt sie zu interessanten Ergebnissen. Französische Eltern, so Druckermann, setzen klare Grenzen, die den Rahmen abstecken, in dem dann aber Freiheiten erlaubt sind. Als Beispiele nennt sie, dass beim Essen alles probiert, aber nichts aufgegessen werden muss. Oder dass das Kind abends um acht in seinem Zimmer verschwinden muss. Ob und was es dort noch eine Weile machen darf, bestimmt es selbst. Also außen ein fester Rahmen, aber innen Freiheit.
Klingt eigentlich gut. Könnte es tatsächlich so sein, dass die hier vielzitierte Trotzphase hausgemacht ist? Eine deutsche Erfindung, die in keinem Erziehungsratgeber fehlen darf? Weil sie so viel erklärt und entschuldigt? Ein Blick ins französische Wörterbuch ist diesbezüglich recht informativ. Für das Wort "Trotzphase" gibt es keinen entsprechenden Eintrag. Im englischen übrigens auch nicht.