Dienstag, 26. Februar 2013

Die Herdprämie kommt.

Sollte in keiner guten Küche fehlen.
Zu den sportlichen Herausforderungen hier unten am Bodensee gehört zweifelsohne auch die tägliche Zubereitung eines nahrhaften Mittagessens für die Kinder (inkl. Beschaffung der dafür notwendigen Lebensmittel). Denn anders als in Berlin (wo es Hort und Kitaplätze bis 17 Uhr gab, enden hier die Betreuungszeiten gegen 13 Uhr und hungrige Kinder stehen auf der Matte. Daher muss Muddi kochen und kommt sich manchmal vor wie ein Heimchen am Herd, welches der Spiegel bereits 1966 in einem gleichnamigen Artikel wie folgt definiert: "Sie wechseln die Bettwäsche zweimal wöchentlich, und ihre Kleider schneidern sie selbst. In Abendkursen lernen sie Brotbacken und Teppichknüpfen. Sie wohnen in komfortablen Vorort-Häusern, haben zwei Autos, zwei Fernsehgeräte, offene Kaminplätze und Kinder mit guten Anlagen. Sie sind zum Orgasmus fähig und dankbar für ihren 'Glauben an Gott'. Sie sind Hausfrauen und Mütter."

Donnerstag, 21. Februar 2013

Kesselflicker in da house.

Natürlich gibt es harmonische Nachmittage. An denen die Kinder friedlich gemeinsam miteinander!!!!! spielen. Aber dann gibt es auch noch diese anderen Nachmittage. An denen sie es eben nicht tun. Sondern - kaum sind beide zuhause - sich provozieren, ärgern, boxen, treten, anmotzen, sich Dinge wegnehmen, kneifen, nörgeln, jammern etc. Sich - kurzum - streiten wie die Kesselflicker, ohne Sinn und Verstand, ohne Grund und vor allem ohne Pause. Schlaue Ratgeber zu diesem Thema raten sich nicht einzumischen, nicht Partei zu ergreifen, also im besten Sinne es weitestgehend zu ignorieren. Außer natürlich, wenn schwerste körperliche Verletzungen drohen. So weit, so gut. Mein Problem ist nur, dass ich mich zwar körperlich entziehen kann (Raumwechsel), nicht aber akustisch. Denn das permanente "Lass dass!" "Hör auf!" "Gib das her!" "Das hatte ich aber zuerst!" "Neeeeiiinn!" Geschrei, sowie Geheule und Gekreische dringt durch jede Tür. Und macht mich wahnsinnig. Der von meinem Mann angeratene akustische Durchzug funktioniert bei mir leider nicht. Aber vielleicht sind die kürzlich wiedergefundenen "Noise-Cancelling" Kopfhörer eine probate Lösung. Werde es heute nachmittag mal ausprobieren.

Einen Versuch wert. Das Drei-Affen-Prinzip: Nichts hören, nichts sehen, nichts sagen.

Dienstag, 19. Februar 2013

Da ist der Wurm drin.

Der Ski-Urlaub war ein Traum. Die Berge, der Schnee, die Aussichten, der Skikurs, alles toll, toll, toll, aber auch super. Zwei wichtige Erkenntnisse habe ich mitgebracht: 1. es ist niiieee zu spät, etwas Neues zu lernen. 2. Ein Urlaub, der komplett durchstrukturiert ist (früh aufstehen, Frühstück, mit Gondel zur Skischule, Skikurs, schneller Mittachsnack, Skikurs, mit Gondel zur Fewo, Abendessen, Duschen, ab ins Bett (20 Uhr!) hat einen immensen Erholungsfaktor.
Keinmal wurde gefragt: "Was machen wir heute?"
Weil es immer schon klar war. (s. o.)
Kaum zuhause, tauchte am Sonntag diese Frage wieder auf. Und zwar direkt nach dem Frühstück. Und mit gelangweiltem Unterton. Aus beiden Kindermündern.
Nachdem sie den komplett verdreckten Wagen aussaugen, Koffer auspacken und Sachen einsortieren durften, war es erst früher Nachmittag. Und die Frage nach wie vor unbeantwortet.
Zum Glück hatte eine dieser sündhaft teuren, blöden, unfassbar schlecht gemachten Kinderzeitungen (die wir für die Rückfahrt gekauft hatten) eine Idee: Olchige Wackelpuddingwürmer. Hergestellt aus Wackelpudding mit Hilfe von Stohhalmen. Die Schweinerei war immens, das Resultat eher dürftig, aber der Nachmittag ein voller Erfolg.




Freitag, 8. Februar 2013

Outdoor Training.

Jetzt wird's, glaub ich, wirklich nochmal hart: Morgen brechen wir zum ersten Ski-Urlaub meines Lebens auf. Mit Ski-Schule, Ski-Lehrer, Lift fahren und und und... Eine Woche. Ich bin gespannt. Das Wetter stimmt aber schon mal.

40 cm Neuschnee am Bodensee.

Nachbelichtung: Stress am Tisch.

Aufgrund höherer Gewalt wählte das Moduswahlrad gestern eine weitere Einstellung und erzeugte ein weiteres, völlig neues Bild vom Kind beim Essen:

Landschaftsaufnahme: Kind in unbekannter Umgebung.
Widrige Wetterumstände sorgten dafür, dass ich es nicht schaffte, den Kleinen pünktlich um 13 Uhr von der Kita abzuholen, da ich mit dem Auto in einer Vollsperrung feststeckte. Ich rief also bei der Kita an und erklärte meine Situation und ich käme a.s.a.p.
Um 13.30 Uhr erreichte ich selbige, spurtete hinein und fand ihn - beim Mittagessen. Da saß er mit zwölf anderen Kindern am Tisch und schaufelte ohne Murren eine optisch undefinierbare breiartige Mansche in sich hinein. Und verlangte, als sein Teller leer war, noch Nachschlag! Ein Kollege neben ihm, der noch nicht soweit war, wollte aufstehen, wurde aber sogleich von der Erzieherin - recht barsch - angesprochen, er möge sitzenbleiben, bis er fertig sei. Was auch dieser Junge ohne Murren tat. Ich fasste meine Verblüffung in Worte, worauf mir selbige Erzieherin kurz antwortete "was solle sie denn machen, mit zwölf Kindern am Tisch muss man halt zusehen, dass es nicht in ein Chaos ausartet", um dann alle fertigen Kinder aufzufordern, sie mögen bitte ihre Teller und Besteck in die Küche bringen, dann käme der Nachtisch. Alle Kinder, inklusive Sohnemann, folgten brav der Aufforderung und ein Tross kleiner Menschen mit Tellerchen und Besteck setzte sich Richtung Küche in Bewegung. "Da sieh mal einer an," dachte ich "was soll man denn machen?"

Freitag, 1. Februar 2013

Momentaufnahme "Stress am Tisch": Arbeiten mit dem Moduswahlrad.

Jeden Abend das gleiche Bild: Beim Abendbrot sitzt der Ärger mit am Tisch. Vorprogrammiert quasi per Vollautomatik:
Vollautomatik: Alle Einstellungen sind vorprogrammiert.

Ich mache das Abendessen, die Kinder gucken Kika. Nach Sandmännchen wird der Fernseher ausgemacht. "Kinder, setzt ihr euch bitte?" Langsam, ganz langsam und mit diversen Umwegen wird eher unwillig Platz genommen, was den Gesichtern abzulesen ist. "Was gibt's denn?" "Bratkartoffeln, Fleisch und Brokkoli." "Ähhh, mag ich nicht!" Gabeln stochern missmutig im Essen rum. Innerlich beginne ich wieder zu kochen. Kind 1 steht auf. "Wohin willst du?" "Mir was zu trinken holen." "Steht doch da." "Will aber was anderes." "Es gibt nichts anderes. Setz dich bitte wieder hin." Entnervter Gesichtsausdruck setzt sich wieder. Das Stochern geht weiter. Die einzigen, die essen, sind die Eltern. "Wollt ihr nicht mal anfangen zu essen? Gleich ist Abendbrotzeit vorbei." Die an dieser Stelle erstmalig gestellte pädagogisch motivierte rhetorische Frage läuft ins Leere. Wie immer. Die Eltern essen, scheinbar unbeeindruckt, weiter. Doch dieser Eindruck täuscht. Innerlich kocht's auf höherer Flamme. Nach einer Viertelstunde wird die gleiche Frage wiederholt. Keine Reaktion. Die Eltern spießen die letzten Reste ihrer Mahlzeit vom Teller und warten einige Minuten schweigend. "So, los jetzt, jetzt wird gegessen", entfährt es dem Vater. Lustlos wandert eine Bratkartoffel in Kindermund. Einige weitere schweigende Minuten später kocht Mutter innerlich über. "So, Abendbrotzeit vorbei. Ich räume jetzt den Tisch ab." Sie steht demonstrativ auf, Kind 2 fängt an zu heulen. "Neeeeiiin! Ich ess ja." Mutter setzt sich wieder: "dann jetzt los, essen!"
Das Gestochere geht in die nächste Runde. Nach weiteren 3 Minuten, in denen sich die Kinderteller nicht wesentlich geleert haben, platzt der Mutter endgültig der Kragen. "So, jetzt reicht's. Ich räum ab." Gesagt, getan. Sie steht auf, schnappt sich die Teller und trägt sie zur Spüle. Lautes Geheule. "Neeeeinnn!!!" "Doch, ich hab's mehrmals gesagt, Essenszeit ist vorbei und damit basta!"
"Kriegich noch Nachtisch?" "Nein!" "Warum nicht?" "Weil du nichts gegessen hast!" "Dooooch, ich ess ja!" "Nee, Abendbrotzeit ist jetzt vorbei" Geheule, Geheule, Geheule. "Und jetzt ab, Zähneputzen." "NEEEIIINNNN!" Geheule schlägt in Wutgeschrei um, Kinder sind auf 180, Mutter auch. Na , dann gute Nacht. "Ach und übrigens, vorgelesen wird heut auch nicht!"
Eineinhalb Stunden später haben sich die Kinder endlich beruhigt und sind im Bett. Und die Eltern entnervt auf dem Sofa. "So geht das nicht mehr weiter!"
Richtig! Vielleicht sollten wir ein anderes Programm wählen.
Drehen wir also am Moduswahlrad:

Sportmodus: So kommt Bewegung in die Sache.

Wir wählen die Einstellung "Sport". Wir gehen die Sache jetzt sportlich an:

"Mama, können wir Fernsehn gucken?" "Nein." "Warum nicht?" "Weil es gestern so einen Ärger gegeben hat." Komischerweise trollen sich die Kinder kommentarlos auf ihre Zimmer. Ich setzte mich aufs Sofa und lese. Eine halbe Stunde später taucht Kind 1 auf: "Mama, was gibt es zum Abendessen?" "Keine Ahnung." Kind ist sichtlich irritiert: "Und wann gibt es Abendessen?" "Keine Ahnung." Kind 1 verschwindet im Kinderzimmer von Kind 2. Eine Minute später stehen beide vor der Mutter, die von ihrem Buch aufblickt. "Mama, wann gibt es Abendessen?" fragt Kind 2. "Keine Ahnung." Mutter liest weiter, Kinder drucksen herum. "Aber ich hab Hunger. " "Ich auch", sagt Mutter, legt das Buch weg und blickt Kinder fragend an "was können wir denn da jetzt machen?"
"Du kannst Abendessen machen", sagt Kind 1. "Falsch, nicht ich, WIR machen das Abendessen. Denn wenn ich es mache, schmeckt es euch ja nicht. Kommt, wir schauen mal in den Kühlschrank."
5 Minuten später schälen und schnippeln 4 kleine Hände Tomaten, Möhren und Paprika. Kind 2 gießt Nudeln in das kochende Wasser und Kind 2 befüllt einen zweiten Topf mit Gemüse und rührt eifrig. Pünktlich zur Sandmännchenzeit ist das Essen fertig. "Jetzt wollen wir doch mal sehen, ob uns schmeckt, was wir gekocht haben." Die Kinder sitzen schon am Tisch. "Am besten nimmt sich jeder erst einmal einen Probierklecks. Dann wissen wir, ob noch was fehlt." Die Kinder greifen zu. "Vielleicht reiben wir noch etwas Käse drüber?" "Au ja", Kind 2 holt Käsereibe, nimmt sich nach und hobelt etwas Käse drüber. "Will auch", Kind 1 verlangt ebenfalls Nachschlag, auch mit Käse. Um Viertel nach 7 sind alle Teller leer. "Wer möchte noch Nachtisch?" "Ich, ich!" Um halb 8 ist auch der Nachtisch aufgegessen. "Wer zuerst mit Zähneputzen fertig ist, darf bestimmen, wer heute abend vorliest und was." Eifrig rennen die Kinder ins Bad. Um acht hat die große dem Kleinen eine Geschichte ihrer Wahl vorgelesen und aus den dunklen Kinderzimmern hört man Kinderstimmen flüsternd rufen: "Gute Nacht, Jim Bob!" Gute Nacht, John Boy!"

Oh, happy end!

Fazit: Das klappt bestimmt so nicht immer, aber gut zu wissen, dass  jedes Bild eine Momentaufnahme ist. Und damit veränderbar.  Indem man einfach ein anderes Programm wählt, den Modus und auf diese Weise Perspektive und Gesamtbild ändert.