Mittwoch, 25. Januar 2012

Augen auf beim Kinderwagenkauf!


Von Zweien, die auszogen, einen Kinderwagen zu kaufen. (Auszug aus "Ironmom" S. 24)
Trainingstagebuch von Nele, 32. SSW

„... da hätten wir noch das Mobility-Set Concord“
„das was bitte?“
„Das Mobility-Set Concord. Komplett mit Babyschale Concord Ion und Tragetasche Concord Scout. Das komfortable Multitalent, leicht wendig und extrem stabil.“

Jetzt sind wir schon seit einer geschlagenen Stunde hier, inmitten von unzähligen Kinderwagen in allen Formen, Farben und Varianten. Mir raucht der Kopf. Wie naiv von mir, zu denken, man geht rein, kauft einen Kinderwagen und geht wieder raus.
So einen mit 4 Rädern und Platz fürs Kind.
Inzwischen habe ich gelernt, dass wir einen Kombikinderwagen brauchen, mit Liegemöglichkeit fürs kleine Baby und Sitzmöglichkeit, wenn es etwas größer ist. Und der nach Möglichkeit Maxi-Cosy kompatibel ist.  (Das reduziert die Zahl der infrage kommenden Kinderwagen von 300 auf 127.)
Um weiter einzugrenzen, sagt uns die Verkäuferin, die uns für komplette Idioten halten muss, „müssen Sie sich im Klaren sein, was Sie wollen....“
„Na, einen Kinderwagen“, hätte ich fast gesagt, halte aber wohlweißlich meinen Mund.
„...soll es ein Jogger, also dreiräderig, sein, ein Untergestell mit Einzelradaufhängung, Einzelräder in unterschiedlichen Größen für bessere Wendigkeit, Luft- oder Kunststoffräder, Tiefbettfelgen, schwenkbare Vorderräder, Stoßdämpferfederung 2fach oder 4fach, Stabiles Stahlrohrgestell oder leichtes Aluminiumgestell mit 3, 4 oder 7fach höhenverstellbarerer Schieber... ?“
Hilflos blicke ich mich um, schiebe prüfend den ein oder anderen Kinderwagen vor und zurück.
„Wollen Sie eine abnehmbare Babyschale und einen separaten Sport-Buggy Aufsatz, oder lieber ein Grundgestell mit einlegbarer Soft-Tragetasche? Präferieren Sie eine bestimmte Marke? Und dann müssen Sie grob wissen, was Sie ausgeben wollen?“
Aha, denke ich, jetzt kommen wir der Sache schon näher.
„Aber ich kann Ihnen nur raten, nicht an der Qualität zu sparen. Schließlich ist der Kinderwagen ihr täglicher Begleiter und Sie benutzen ihn höchstwahrscheinlich mehrere Jahre. ...Schauen Sie sich einfach in Ruhe um. Und wenn Sie einige entdeckt haben, die in Frage kommen, sprechen Sie mich einfach noch mal an.“ Damit entschwindet sie zum nächsten Kunden und wir begeben uns, den ein oder anderen Kinderwagen mit prüfenden Blicken taxierend, langsam Richtung Ausgang.
„Puh, das ist ja komplizierter als ein Autokauf,“ sagt mein Mann und wischt sich die Schweißperlen von der Stirn. „Und was machen wir jetzt?“
Ich weiß es. Ich werde meine Mutter bitten, uns einen Kinderwagen zu kaufen. Sie wohnt nämlich in einer Kleinstadt. Dort gibt es einen (1!) Baby-Second-Hand-Laden. Und die werden ja wohl einen Kinderwagen haben.

Nachtrag (12 Wochen nach der Geburt)

Inzwischen bin ich etwas schlauer:
-       Nicht alle Jogger sind zum Joggen. Bei manchen st ausdrücklich auf der Bedienungsanleitung vermerkt: „Nicht zum Joggen geeignet.“
-       Selbst niedrigste Bordsteine sind für Kinderwagen mit schwenkbaren, nicht feststellbaren Vorderrädern nahezu unüberwindliche Hindernisse und stellen für die Mutter einen mit einem recht heftigen Kraftakt verbundene Geschicklichkeitsaufgabe dar.
-       Bestimmte Kombikinderwagen mit abnehmbarer Wanne verdonnern einen dazu, oft stundenlang neben dem im Kinderwagen eingeschlafenen Baby zu verharren, da die Wanne nicht unbemerkt mit einem einfachen Handgriff vom Untergestell zu lösen ist.


Klare Besitzverhältnisse