Donnerstag, 15. Mai 2014

Wunsch und Wirklichkeit.

Hurra, ein paar Sonnenstrahlen. Endlich. "Kommt, wir gehen in den Garten," rufe ich den Kindern zu. Keine Antwort. Stattdessen lungern sie in ihren Zimmern rum. Und wenn ich lungern schreibe, meine ich das auch so. Die Große liegt auf ihrem Bett und daddelt auf dem Handy rum, der Kleine wälzt sich auf dem Fußboden. "Gut, dann nicht, kann ich dann doch noch ein wenig am Rechner arbeiten." Kaum sitze ich an selbigem, verlegen die Kinder das Lungern in meine unmittelbare Nähe. Sie hängen nun direkt neben mir ab, ihnen ist langweilig, ganz offensichtlich. Ist das mein Problem??? Eigentlich nicht, aber trotzdem. Es macht mich wahnsinnig. "Also gut", denke ich. Vor meinem inneren Auge habe ich das Bild einer glücklichen Familie bei der Gartenarbeit. Frische Luft ist gesund, Gärtnern pädagogisch wertvoll und meine Konzentration eh hin. "So, wir gehen jetzt alle raus, Gartenarbeit, Unkraut zupfen, Rosenschneiden und so" sage ich betont motivierend und fröhlich. "Och Menno" ist die gelangweilte Resonanz. Ich scheuche sie raus und verteile die Aufgaben. "Du schneidest die Rosen, ich zeig dir gleich wie, und du befreist das Beet da vorne von Unkraut, damit wir dort später die Kräuter einpflanzen können." Diese Verteilung passt ihnen nicht und der erste Streit wird vom Zaun (!) gebrochen. Es gelingt mir zu schlichten und wir legen los. Zwei Minuten lang geht alles gut, dann hat die Große keine Lust mehr und verschwindet im Haus. Der Kleine folgt ihr eine Minute später. Ich bleibe allein und mit der Gartenarbeit zurück. Als ich eine Stunde später und völlig verdreckt wieder einkomme, liegen beide in friedlicher Eintracht nebeneinander auf dem Bett und daddeln auf dem Handy rum.

Flower Power.

Montag, 12. Mai 2014

Nachtrag zum Muttertag

Habe ich da vielleicht etwas falsch verstanden? Gestern war ja Muttertag. Bis auf die Tatsache, dass ich kein Frühstück machen musste und zwei selbstgemalte Bilder bekommen habe, eigentlich ein Sonntag, wie jeder andere auch. Dürfte ich mir was wünschen, so würde ich gerne den einen "Feiertag zu Ehren der Mutter" (wikipedia) wie folgt gestalten: Ausschlafen, im Bett rumliegen, in Ruhe die Zeitung lesen und aufstehen, wann es mir gefällt. Im Haus ist es still, weil der Rest der Familie zu meinen Ehren unterwegs ist. Mit Kopfhörern und lauter Musik liege ich in der warmen Badewanne. Anschließend verwöhne ich meine Haut mit einer sündhaft teuren Bodylotion, lackiere mir die Nägel und überlege stundenlang (und ungestört), was ich anziehen soll. Ich gehe spazieren, fahre Rad oder bummle über einen Flohmarkt ohne auf die Uhr zu schauen. Mittags setze ich mich in ein kleines vietnamesisches Restaurant. Der Nachmittag lockt mit einem Kinobesuch. Oder mit der Aussicht, auf der Couch ein Buch zu lesen. Abends gehe ich aus. Oder mache es mir vor dem Fernseher mit einer Flasche Wein gemütlich. Lasse den Lieferservice kommen oder koche mir etwas, worauf ich Lust habe - ohne Rücksicht auf Verluste.
So ungefähr sähe mein idealer Muttertag aus. MEIN Pendant zum Vatertag, an dem Horden von Vätern biertrinkend (und ohme Familie!!!) durch die Gegend ziehen.
But...
I'm having a dream....
das wurde mir spätestens klar, als ich den Rechner hochfuhr und google mir das doodle zum Muttertag präsentierte:
Muttertag. Na dann, herzlichen Glückwunsch.



Donnerstag, 8. Mai 2014

Kindheitserinnerungen

Whereever she goes...

 Wenn ich an meine Kindheit zurückdenke, kann ich mich nicht erinnern, dass meine Mutter sich stundenlang mit mir hinsetzte, um zu basteln, zu spielen oder sich sonstwie mit mir zu beschäftigen. Nicht, weil sie eine Rabenmutter war, sondern berufstätig und nachmittags zuständig für Haushalt, Einkäufe und anderes. Für Beschäftigung musste ich daher selber sorgen. Entweder ich ärgerte meinen kleinen Bruder oder ich spielte mit mir,  irgendwelchen Spielsachen, meiner Fantasie oder mit Freunden. Daran muss ich oft denken, wenn ich unfreiwillig Zeuge von den Ergebnissen mütterlicher Aktivitäten auf Facebook oder anderen sozialen Netzwerken werde oder ich Mütter erzählen höre, was sie alles für und mit dem Nachwuchs unternehmen.
 Ich weiß nicht, ob diese Kinder eine "bessere" Kindheit haben als ich hatte, was ich aber weiß, ist, dass ich weder die Lust (noch das Geld) habe, nachmittag für nachmittag meinen Kindern was zu "bieten". Denn ich bin überzeugt, dass sie das Schönste bereits besitzen: Ihre Kindheit. Und damit die Fähigkeit, ganz eigene Welten zu erschaffen und völlig darin zu verschwinden. So wie ich als Kind. Zu den besten Erinnerungen gehören nicht die eigens für uns organisierten Ausflüge ins "Fantasialand" oder ähnliches (hier gibt es zwar Fotozeugnisse aber keine Bilder in meinem Kopf). Stattdessen gibt es Bilder von stundenlangem ziellosen Herumstreunen, wenn Mutter uns bei schönem Wetter nach draußen schickte. Wir erkundeten in immer größer werdenden Radien (oder Radiussen???) die Umgebung und machten die unglaublichsten Entdeckungen: ein gruseliges leerstehendes Haus, Felder, in denen man sich verirren konnte, Bäume, auf die man rauf-, aber kaum wieder runterklettern konnte, Bäche, die man irgendwie überqueren musste oder Abhänge, die man stundenlang runterrutschen konnte. Manchmal hatte man Angst, tat sich weh, musste sich verstecken, machte Mutproben, verlief sich, wuchs über sich hinaus oder lachte sich einfach nur halbtot.
Es gibt Bilder von selbstgebauten Höhlen, heimlichen Picknicks, Schüsseln von Kuchenteig, den man aß, bis man Bauchschmerzen hatte, unheimlichen, mysteriösen Nachbarn, vor denen man sich irgendwie fürchtete, und schummerigen Tante Emma Läden, in denen man sich nie entscheiden konnte, was man sich für 40 Pfennig kaufen sollte.
Ich möchte meinen Kindern die Gelegenheit geben, sich ihre eigenen Bilder zu erschaffen. Die größte Fähigkeit bringen sie selber mit: ihre Kindheit und ihre Fantasie.