Donnerstag, 28. November 2013

Quality-Time

Leider läuft der Film hier nicht, möchte ihn aber definitiv sehen. "Eltern" von Robert Thalheim, laut Spiegel (Nr. 48/25.11.13) "Komödie und Horrorfim in einem". Der Essay von Claudia Voigt über diesen Film ist durchaus lesenswert. Vor allem der Teil, der von dem selbstgemachten Druck der Eltern handelt, mit ihren Kindern "Quality-Time" verbringen zu wollen, zu müssen.
"Es ist im großen Reden über die Vereinbarkeit von Familie und Beruf bisher viel zu kurz gekommen, wie viel Spaß es macht, mit den eigenen Kindern zusammen zu sein. Dass man ihnen gern mal nach der Schule die Haustür öffnet, um auf den ersten Blick zu wissen, dass die Lateinarbeit nicht so gut gelaufen ist, und um mit einer Umarmung die Sache etwas leichter zu machen. Es geht darum, dass Kinder von wichtigen Dingen nie auf Knopfdruck erzählen, sondern eher so nebenbei. Und darum, dass ein gemeinsam vertrödelter Nachmittag Nähe und Glück bedeuten kann. Um es in alles Deutlichkeit zu sagen: Quality-Time ist Schwachsinn. Die existiert nur auf dem Papier irgendwelcher Soziologen. In Familien führt der Druck, Quality-Time miteinender verbringen zu müssen, zu Anspannung und Streit."
Irgendwie tröstlich, finde ich.

Montag, 25. November 2013

High intensity long distance Ausdauertraining oder Reisen mit Kleinkind.

Imagine: Plus Kinderwagen plus Kleinkind.

Gestern fuhr ich mit dem Zug zu einer Freundin. Der Zug war gerammelt voll und nur mit etwas Glück erwischte ich noch einen freien Platz, eingequetscht zwischen zwei bestzten Klappsitzen. Mir gegenüber sitzt ebenfalls eingequetscht auf einem Klappsitz eine Frau mit einem ca. 14 Monate alten Mädchen auf dem Schoß. Vor ihr steht der Kinderwagen, rechts und links sitzen Menschen auf dem Weg zur Arbeit, eine Frau im Business-Kostüm und ein Mann im Anzug. Das Kind auf dem Schoß der Frau quengelt, will nicht dort sitzen. Es wirft den Kopf vor und zurück und versucht sich aus der Umarmung der Mutter zu befreien. Diese aber hält das Kind fest und versucht es zu beruhigen, was leider nicht klappt. Das Kind beginnt nun, den gesamten Oberkörper hin und her zu werfen, trifft dabei immer wieder die beiden Nachbarpassagiere, die ärgelich aufblicken. Es beginnt zu schreien, panisch versucht die Mutter, es weiterhin zu beruhigen. Dann fängt das Kind an zu treten, wobei es wiedrum hauptsächlich die Nachbarn erwischt. Diese versuchen, ein wenig wegzurücken, aber es ist zu eng. Schließlich lässt die Mutter das sich windende und schreiende Kind auf den Boden. Dort steht es, hält sich am Kinderwagen fest und versucht einige wackelige Schritte, natürlich um sich dabei an den Beinen der Nachbarn entlangzuhangeln. Diese sind sichtlich genervt. Der Zug ruckelt und das Kind fällt hin. Ohrenbetäubendes Geschrei. Die Mutter zwängt sich zwischen Kinderwagen und Nachbarbein hindurch, schnappt sich das brüllende Kind und versucht es zu trösten, was auch für kurze Zeit gelingt. Dann aber geht es wieder von vorne los: Das Kind will runter, windet sich, schreit, schlägt, tritt. Die Mutter wird panisch, ist mit ihrem Latein am Ende, schwitzt....
Eineinhalb Stunden später muss ich aussteigen. Sie noch nicht. Ihre Fahrt geht weiter. Die Situation ist unverändert. Mein Mitgefühl ist bei ihr.