Dienstag, 29. Oktober 2013

Ess-Stress

Foto aus "Der Struwwlpeter" von Dr. Heinrich Hoffmann

 Der Mamablog widmet sich heute einem Thema Essen, bzw. gibt fünf Tipps, wie man Stress am Esstisch vermeiden und unterbinden kann. Zu diesen 5 Tipps gehören:
1. Klare Tischregeln
2. Kein Nörgeln und Jammern über das Essen
3. Ausdauer (wenn das Kind das Essen verweigert)
4. Erwachsenengespräche führen
5. Gelassenheit

Ich denke, dass schlechtes Benehmen bei Tisch immer eine Phase ist, ein Aufbegheren gegen Regeln - wie auch in vielen anderen Situationen, in denen der kleine Mensch immer mal wieder Grenzen austestet. Dem kann man am besten mit Konsequenz begegnen (wie in anderen Situationen auch), um grenzwertiges, störendes Verhalten nicht zu unterstützen, sondern dem entgegenzuwirken. Grundsätzlich ist es hilfreich, davon auszugehen, dass kein Kind als "Nichtesser" geboren wird. Im Gegenteil. Nahrung ist überlebenswichtig. Und grundsätzlich ist es hilfreich, dem Kind von Anfang an zu vermitteln, dass Essen lustvoll ist. Dass es schön ist, Essen zu dürfen (unter Einhaltung gewisser Regeln), statt essen zu müssen.
Punkt 4 der Tipps gehört für mich nicht dazu, denn ein nettes, geselliges Miteinander beim Essen ist Bestandteil einer Esskultur, die Spaß macht. Und bei der jeder mitreden kann, oder?

Freitag, 25. Oktober 2013

Freistilringen mit dem Kindersitz.

Eine der längsten Disziplinen der Ironmom ist das Freistilringen mit dem Kindersitz. Es beginnt kurz nach der Geburt und endet erst nach ca. 5-6 Jahren mit Erwerb der ersten Kindersitzerhöhung und der Fähigkeit des Kindes, den Sicherheitsgurt selbst anzulegen und zu verschließen.
Es ist mir ein absolutes Rätsel, warum es abertausende von Erfindungen gibt, die einem das Leben erleichtern, die aber nahezu spurlos am Thema Kindersitz vorbeigegangen zu sein scheinen.
In erster Linie liegt es an den jeweiligen Gurtverschlüssen, die man irgendwie aber passgenau ineinander operieren muss, damit sich die höhenverstellbaren (der nächste Fluch) meist dynamischen 3-Punkt/5-Punkt-Gurte irgendwann in die Schnalle fügen. Hierzu sind in der Regel mindestens 3 Versuche notwendig, bei denen man sich schweißgebadet, in ungünstiger Körperhaltung über der Rückbank hängend, fluchend abplagt.  Erschwert wird diese Disziplin, wenn das Kind partout nicht kooperieren will (was eher die Regel, denn die Ausnahme ist), sich schreiend dreht und wendet und den kleinen Körper wutentbrannt versteift oder in die unmöglichsten Positionen wirft. Die Frage, warum das Kind dies (immer wieder und wieder) tut, ist äußerst schwierig zu beantworten. Die einen meinen, es handle sich um einen Machtkampf. Andere führen die Beengtheit durch den Sitz als solchen ins Feld. Ich denke, vielleicht liegt es aber noch an etwas anderem: Das Kleinkind sieht Dinge, die wir nicht sehen. Es halluziniert. Wo wir einen ganz normalen Kindersitz sehen, sieht das Kleinkind vielleicht etwas derartiges:
Scary Monster.
Da es unfähig ist, dies zu artikulieren, wird sich diese Theorie schlecht bewahrheiten lassen. Darauf kommt es aber nicht an. Viel ausschlaggebender ist doch, dass, wenn man diese Theorie akzeptiert, das Verhalten des Kleinkindes deutlich mehr Sinn zu machen scheint. Und man daher vielleicht nicht mehr ganz so hilflos dasteht. Verschwitzt natürlich immer noch.

Dienstag, 22. Oktober 2013

30 Gründe, einen Wutanfall zu bekommen.

Neulich war eine Freundin mit ihrer 3jährigen Tochter zu Besuch. Diese wurde in regelmäßigen Abständen von Wutanfällen heimgesucht. Das erinnerte mich an die Zeit, als der kleine Herr ähnliches Verhalten an den Tag legte und wir immer wieder aufs Neue überrascht waren, was so einen kleinen Menschen an den Rande der Verzweiflung bringen konnte.

1. Ich gebe ihm die falschen Socken.
2. Seine Schwester schaut ihn an.
3. Seine Schwester schaut ihn nicht an.
4. Ich mache die Autotür zu früh auf.
5. Seine Haare tun im weh.
6. Wir verstehen nicht, was er sagt.
7. Die Gummibärchen sind zu hart.
8. Er darf nicht mit dem messerschafen Messer spielen.
9. Ich gebe ihm den falschen gelben Stift.
10. Das Zeichentrickmännchen darf keine grüne Hose anhaben.
11. Er kann die Wassermelone nicht tragen.
12. Kein Hund wartet vor dem Supermarkt.
13. Ein Hund wartet vor dem Supermarkt.
14. Seine Zunge ist zu salzig.
15. Er hat einen Schluckauf.
16. Er springt vom Sofa und keiner guckt.
17. Jemand berührt ihn am Arm.
18. Das kleine Auto, das grüne aus dem Ü-Ei, dass er vor 3 Monaten bekommen hat, ist weg.
19. Seine Schwester geht zur Schule.
20.  Kartoffeln sind ekelig.
21. Der Legostein passt nicht in die Spardose.
22. Die Jacke stinkt.
23. Seine Schwester erzählt etwas.
24. Ich spreche ihn an.
25. Der Stuhl ist im Weg.
26. Der Pudding bleibt nicht auf dem Löffel, wenn man ihn schräg hält
27. Sein Jackenärmel berührt den Daumen.
28. Die Eiswürfel in der Apfelschorle sind geschmolzen.
29. Die Apfelschorle ist nicht kalt genug.
30. Alles ist zu heiß.

Freitag, 18. Oktober 2013

Nochmal Herdprämie oder "was gibt's heute zu essen?"

Wenn's nach den Kindern ginge: Das Auge isst ja bekanntlich mit...

... und gesund sollte es auch noch sein.

 Unter den ganzen Veränderungen, die ein Umzug von der Hauptstadt in den Süden des Landes mit sich bringt, habe ich eine gewaltig unterschätzt: Die Tatsache, dass die Kinder nahezu jeden Mittag zu Hause sind. Und natürlich was zu essen haben wollen. (In Berlin war die Kita ganztags und die Schule hatte einen Hort - für beide Kinder gab es also Mittagessen außer Haus). Hier stellt sich jeden Mittag nun die gleiche Frage: "Was gibt es zu essen?". Kreativität ist gefragt, vor allem, wenn man nicht direkt nach dem Frühstück wieder hinterm Herd stehen will. Und Fastfood sowie Fertiggerichte auf Dauer auch keine Lösung sind.
Montag und Dienstag ist kein Problem (da gibt's die Reste vom Wochenende). Aber dann? Spiegelei bzw. Pfannkuchen kann man mal machen, aber nicht dauernd.
So bin ich zum Fertiggerichte-Pimper geworden: Eine Tütensuppe wird mit frischem Gemüse gepimpt. Ebenso das TK-Hühnerfrikasse. Oder die Tiefkühlpizza. Zu TK-Pommes oder Fischstäbchen gibt's Möhren, Paprika oder Gurke. Und aus Spinat läßt sich mit Sahne und geriebenem Käse im Handumdrehen eine Super-Suppe machen.
Wer traut sich und outet sich noch als Fertiggerichte-Pimper? Über weitere Ideen würde ich mich nämlich sehr freuen.


Montag, 14. Oktober 2013

Dinge, die man als Mutter lernt.

Heute geht es im Mamablog um 10 Dinge, die man als Mutter lernt.
Dazu gehören:
1. Schlafmangel ist Folter, die man...
2. durchaus irgendwie überleben kann.
3. Verständnis für die Ängste und Sorgen der eigenen Eltern.
4. Erschließung neuer Themengebiete im Interesse der Kinder (Fußball u.a.)
5. Handwerks- und Handarbeitstalent und damit verbunden ...
6. neue (oft kostengünstigere) Hobbies wie beispielsweise Moster- oder Prinzessinnenkostüme aus alten Bettlaken herstellen statt Pilates-Abo im Fitnessstudio.
7. Kurzzeit-Entspannungstaktiken (Badewanne)
8. Selektives Vergessen kombiniert mit ...
9. dauerhaftem Erinnerungsvermögen wichtiger Kleinigkeiten.
10. Die Erkenntnis, dass man es irgendwie immer schafft. Meistens sogar besser, als vorab befürchtet.

Ich denke, es gibt aber noch einige weitere Learnings:

11. Die Entdeckung der Langsamkeit oder Geeeeeeeduld.
"Mal eben auf die Schnelle" war gestern, heute wird gewartet. Ob auf das Anziehen der Jacke, das Zubinden der Schuhe, das Holen wichtiger Dinge wie Kuscheltier oder Insektenlupe. Oder auf wichtige Entdeckungen ("Guck mal, ob die Schnecke wohl auf die Straße kriecht?" oder Beobachtungen (Leert der Müllwagen nur die eine Mülltonne, oder die anderen zehn auch noch?)
12. Ganz neue Formen von Humor. Mitlachen beispielsweise, wenn das Kind aus vollem Halse lacht.
Oder Lachen, weil das Kind so unfassbar drollig ist. Lachen über Sprachverwirrungen und fantastische Wortkreationen ("Mama, wie macht die Nikrobelle das Essen warm?"). Auch eine neue Art von Schadenfreude tritt auf den Plan, nicht die böse, missgünstige, sondern eine stille, weil mitfühlende. (Trotzdem hat es seeehr komisch ausgesehen.)
Last but not least eine Art Galgenhumor sich selbst gegenüber. Wenn wieder einmal alles schiefgeht, was schiefgehen kann, bleibt einem manchmal gar nichts anderes über als zu lachen. Weil man sonst verzweifeln würde. Was aber erfahrungsgemäß auch gar nichts bringt.

Mittwoch, 2. Oktober 2013

Mamablog und Denkfehler

Der Mamablog ist immer wieder lesenswert. Heute erklärt Rinaldo Dieziger höchst amüsant die "5 Denkfehler, die Sie besser Mama überlassen":
1. Männer wollen immer nur das Eine.
2. The Promille Bias
3. Mama ist die Beste
4. The Ironing Fallacy
5. Social Proof

Man muss lachen, wenigstens schmunzeln, denn welche Frau (pardon: Mutter) erkennt sich hier nicht an der ein oder anderen Stelle wieder. Mir ging es jedenfalls so.
Und mir fiel auch noch ein weiterer "Denkfehler" ein:

6. Mütter sind von Natur aus schön.
Das sind sie, keine Frage. Genauso, wie jede Frau schön ist. Oder sein kann. Ein Fehler ist allerdings, zu denken, das "Natur" bedeutet, sich gehen zu lassen. Ein "bad hair day" ist völlig ok, wenn er die Ausnahme ist, statt die Regel. Gleiches gilt für Körperpflege generell. Und für die Kleidung. Jogginghosen sind prinzipiell in Ordnung, können sogar sexy sein, bekleckerte Oberteile in der Regel nicht, aber auch hier gibt es Ausnahmen. Der Denkfehler liegt, glaube ich darin, zu denken, dass Äußerlichkeiten nun völlig egal sind. Denn das wäre sehr schade und ein wenig unfair. Sowohl dem Mann gegenüber als auch in eigener Sache.

Dienstag, 1. Oktober 2013

"Der will doch nur spielen!" oder: Vom Umgang mit aggressiven Kindern.

Wie viel Aggression ist noch normal?


In der aktuellen Nido (10/2013) beschäftigt sich ein Artikel mit „aggressiven“ Kindern. Schnell wird klar, dass es zu diesem Thema (wie zu unzähligen anderen auch) zwei nahezu unversöhnliche Lager gibt. Auf der einen Seite die Liberalen, die, wie der dänische Erziehungsberater Jesper Juul, für einen entspannten Umgang mit dem „Problem“ plädieren. Und auf der anderen Seite die Hardliner, wie der Bonner Jugendpsychiater Michael Winterhoff (mit dem es parallel im aktuellen Spiegel 25.09.2013 ein Interview gibt), die ein Mehr an Disziplin fordern.
Leider gibt keine Seite eine konkrete Antwort auf die Frage, was denn nun ein wirklich aggressives Kind ausmacht. Ist bereits ein Wutausbruch an der Supermarktkasse oder der eskalierende Geschwisterstreit wegen eines Spielzeuges Vorbote einer unheilvollen Entwicklung hin zum selbigen? Oder ist es eine zu lasche Erziehung, die bereits bei den Kleinsten Entwicklungsverzögerungen verursacht, um sie später peu à peu zu sozial inkompatiblen Ego-Monstern zu machen, denen nicht mehr beizukommen ist, so die These Winterhoffs.
Wie viel Aggression ist normal? Und gehört ein gewisses Maß an Aggression nicht zur kindlichen Entwicklung dazu, um eigene Grenzen zu erfahren und überhaupt erst zu erlernen? Beispielsweise beim notwendigen Geschwisterstreit oder bei der Erfahrung, dass man nicht alles kriegt, was man will ( s. auch Quengelware).
Viel entscheidender ist doch der Umgang mit dem zu Recht manchmal aggressiven Kind.
Idealerweise begreift man „Aggression als Kommunikationsangebot“ (Nido). Auf das man am besten gelassen aber ernsthaft reagiert. So kann man dem Kind signalisieren, dass man es ernst nimmt „ich verstehe, ja dass du wütend bist“, sein Verhalten (Schlagen, Boxen, Beißen o.ä.) aber nicht toleriert. Man kann dem Kind anbieten, seine Wut erst einmal woanders rauszulassen (z.B. ins Kissen schlagen, boxen, beißen) oder man geht das Thema jovialer an: „Sogar wenn ein kleines Kind seine Eltern boxe, solle man lachend entgegnen: „Hey, gut geboxt. Mach noch mal! Und dann sag mir, was dich ärgert!““ (Nido). Das klingt doch vernünftig.
So oder so - das beste Lehrstück, wie man es NICHT machen sollte, liefert eindeutig der Film "Der Gott des Gemetzels" von Roman Polanski, der auf einem Theaterstück der französischen Dramatikerin Yasmina Reza basiert.