Montag, 24. September 2012

Prost Mahlzeit! Teil 2.

- "Hilfe, mein Kind will nichts essen!"
- Mein Kind ißt seit Monaten nur Pommes (Nudeln, Fischstäbchen o.ä.)!
- Mein Kind ißt nichts, was ich koche. Ich habe schon keine Lust mehr.
- Wir leben unserem Kind gesunde Ernährung vor. Aber es will nichts davon.
.....
Die Beschwerdeliste ist lang und viele können ein Jammerlied davon singen. Man hat schon so viel probiert, kaum etwas hat geholfen. Mutter ist mit ihrem Küchenlatein am Ende. War ich auch. Oft genug. Manchmal hat es geholfen,  mantraartig den weisen Satz von ... (ich weiß nicht mehr) lautlos aufzusagen: "Kein Kind verhungert freiwillig. Kein Kind verhungert freiwillig. Kein Kind..." während ich die Reste der  liebevoll gekochten und fantasievoll dekorierten Kindermahlzeit wieder einmal ins Klo schüttete. Und - was soll ich nach langen Durststrecken sagen - ja, es stimmt.

Mittlerweile hat auch die Nahrungsmittelindustrie dieses Problem zum Glück erkannt. Und produziert und designt fleißig Produkte, die garantiert jedem noch so unwilligen Esser das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen:
Die Käsescheiben der Hochland-Edition haben tatsächlich gestanzte Bauernhoftiere auf jeder einzelne Käsescheibe!

Freitag, 21. September 2012

Na dann: Prost Mahlzeit.

Eigentlich weiß jeder, was gesunde Ernährung ist. Dennoch ist es oft genug schwer sie zu praktizieren. Nicht nur für sich selber, vor allem für den Nachwuchs. Essen machen kann ganz schnell zur Verzweiflungstat werden und spätestens, wenn selbiges auf dem Teller serviert wird, liegen oftmals die Nerven blank. "NEEIIN, will ich nicht", tönt es gern aus Kinderkehlen, wenn sie denn der Sprache schon mächtig sind. Wenn nicht, bleiben Münder geschlossen oder Löffel werden aus der Hand geschlagen.
Ich erinnere mich, dass meine Tochter im zarten Alter von 2,5 Jahren sich monatelang von Pommes ernährt hat. Sohnemann (4) könnte theoretisch ausnahmslos "Nudeln mit Butter mit Panesan"  zu sich nehmen. Auch im Bekanntenkreis gibt es kuriose Ernährungsgewohnheiten. Da ist der 3jährige, der ausschließlich Brot mit Butter und Kräutersalz ißt, oder die 3,5jährige, die zu jeder Mahlzeit Fischstäbchen verlangt. Allen gemein ist, dass die Mütter, nach einer mehr oder weniger langen Leidenszeit meist resigniert haben und den Weg des geringsten Widerstandes gehen, indem sie - Ausnahmen bestätigen die Regel - Gewünschtes vorsetzen. Nachdem sie zuvor an dem Thema schier verzweifelt sind. Wie viele Stunden haben sie damit zugebracht, Nahr- und Schmackhaftes zuzubereiten, was am Tisch dann lautstark verschmäht wurde? Absurdeste Tricks kamen zum Einsatz: Gemüsemimikri (frittierte Kohlrabi = Pommesoptik) oder das Gemüse wurde sorgfältig "versteckt" (so ist wahrscheinlich der Rübli-Kuchen entstanden). Auch pure Erpressung war oft im Spiel ("Erst 3 Löffel Kartoffelbrei dann der Schokopudding"). Mittlerweile hat sich auch die Geschirr-Industrie des Problems angenommen:

Irgendwann geben die meisten Mütter auf. Noch zeigt der Nachwuchs keinerlei Mangelerscheinungen, aber plötzlich doch Interesse für andere, sogar gesunde Lebensmittel. Sehr beruhigend.

Mittwoch, 19. September 2012

Klangteppich

6. 30 Uhr. Ein Stimmchen dringt in mein Bewußtsein "Guten Morgen, Mama." Verschlafen öffne ich ein Auge. "Wann stehen wir auf, Mama? Warum ist das noch nicht so hell? Können wir jetzt aufstehen?" "Gleich" murmle ich. "Warum ist das noch so dunkel?" "Weil die Sonne im Herbst später aufsteht." "Ist jetzt Herbst?" "Mmmh" "Warum ist jetzt Herbst?" "Weil jetzt Herbst ist" "Und warum steht die Sonne dann später auf?""Weil sie noch müde ist." "Bist du auch noch müde?" "Ja!" "Warum?" "Weil ich noch müde bin." "Mama? Wo ist Papa?" "Der ist schon zur Arbeit." "Und Lea?" "Die ist schon zur Schule." "Warum?" "Weil die heute früh in die Schule muss." "Stehst du jetzt auf?" "Ja."
Widerwillig klettere ich aus dem Bett. Wir gehen in die Küche. "Haferflocken?" frage ich den kleinen Mann. "Ja. Mama? Warum muss ich immer Haferflocken essen?" "Musst du nicht. Kannst auch ein Brot haben."
"Mamaaa? Muss ich heute in die Kita?" "Ja." "Warum?" "Weil ich arbeiten muss." "Aber du hast doch Geld." "Aber das reicht nicht." "Warum nicht?" "Weil wir heute wieder einkaufen müssen." "Was müssen wir denn einkaufen?" "Weiß ich noch nicht."
Während der kleine Mann frühstückt, blättere ich eine ältere Ausgabe der Brigitte durch. Geistesabwesend lese ich, dass Kinderfragen einen zur Verzweiflung bringen können. Wie wahr! Aber das es einen einfachen Trick gibt, "wie man diese schwierigen Fragen beantwortet. Beginnen Sie die Antwort nicht mit dem Wort "Weil", sondern mit "Damit".
ACH SO, da liegt also der Hase im Pfeffer, denke ich und frage "Bist du mit dem Frühstück fertig?" Der kleine Mann nickt. "Dann ziehen wir uns jetzt mal an!" "Will nicht!" "Doch, komm, wir müssen gleich los." "Will aber nicht." Unter Protest ziehe ich den kleinen Mann an. Wir sind fast fertig: "Willa ber keine Jacke!" "Doch, zieh bitte deine Jacke an, es ist kalt." "Warum?" Ahhh, es wird Zeit den Trick anzuwenden: "Weil äääh...quatsch... damit ... äääh... weil jetzt der Herbst kommt."
Mist, gepatzt.
"Warum kommt jetzt der Herbst?" "Damit die Blätter von den Bäumen fallen." (nicht ganz astrein, aber immerhin) "Warum sollen denn die Blätter von den Bäumen fallen?""Äääh, damit man den Stamm sieht." "Aber den sieht man doch auch so." (wo er Recht hat, hat er Recht). "Und was kommt nach dem Herbst?" "Der Winter." "Warum?" "Damit Schnee fällt und ihr Schlitten fahren könnt." BINGO! "Wann können wir Schlitten fahren?" "Im Winter." "Wenn Schnee kommt?" "Ja." "Warum kommt im Winter immer Schnee?" "Damit ihr Schlitten fahren könnt." "Wo ist der Schnee denn jetzt?" "In den Wolken, aber es muss erst noch kälter werden. Noch ist es nicht kalt genug." "Warum nicht?" "Damit ääh... weil es noch nicht kalt genug ist." "Wann ist denn Winter?" "Bald." "Wann ist bald?" "Das dauert noch." "Warum dauert das noch?" "Damit du dich darauf freuen kannst." "Aber ich will mich nicht freuen. Ich will Schlitten fahren." "Ach so". "Mama, warum schneit das jetzt noch nicht?" "Damit  ääääh..... WEIL ES JETZT NOCH NICHT SCHNEIT. WEIL WIR NOCH HERBST HABEN. UND WEIL ICH NICHT WEIß, WANN ES GENAU SCHNEIT. UND OB ES ÜBERHAUPT SCHNEIT. ICH WEIß ES EINFACH NICHT!!!"
Blöder Trick. Bei mir funktioniert er irgendwie nicht. Oder ich bin zu blöd dazu.

Dienstag, 18. September 2012

Leitfaden für faule Eltern

Ist gestern gekommen. Per Post. Von Amazon. Autor: Tom Hodginson. Ich bin gespannt, aber es fängt ja schon mal gut an:
In seinem in kurze Thesen zusammengefassten Manifest der faulen Elternschaft ist u.a. zu lesen:

"- Faule Eltern sind sparsame Eltern
- Faule Eltern sind kreative Eltern
- Wir geben uns Mühe, uns nicht einzumischen
- Wir spielen auf den Wiesen und im Wald
- Zeit ist wichtiger als Geld
- Glückliches Chaos ist wichtiger als freudlose Ordnung
- Wir erfüllen das Haus mit Musik und Fröhlichkeit
- Wir wehren uns gegen die Vorstellung, dass Elternschaft harte Arbeit bedeutet"

und last but not least:

"-Wir trinken Alkohol ohne Schuldgefühle"

Montag, 17. September 2012

Glückliches Chaos vs. freudlose Ordnung

Endlich ist es fertig. Die Rechtfertigungs-Rehabilitierungs-ein Schild sagt mehr als tausend Entschuldigungen-Verteidigungs-Beschilderung.
Wenn es die Situation erfordert - einfach aufhängen. Dann weiß jeder gleich Bescheid.



Freitag, 14. September 2012

Problemzonen

Als Mutter hat man Erfahrung mit Problemzonen: Da ist zum einen der Bauch. Kannte man ihn vor der Schwangerschaft (den Schwangerschaften) meist als flachen, Bikini-kompatiblen Körperbereich, so ist er nach Geburt (-en) optisch oft nicht mehr ganz so präsentabel (ok, glückliche Ausnahmen bestätigen die Regel). Nicht so offensichtlich zu erkennen, aber auch in Mitleidenschaft gezogen: Das Nervensystem. Durchwachte Nächte, schreiende Babies, der neue "irgendwas ist immer" Alltag sowie fehlende Rückzugsmöglichkeiten hinterlassen Spuren in Form von Reizbar- und Fahrigkeit und einem latent nervösen Grundgefühl.
Der neue Erdenbürger sorgt darüberhinaus für einige andere bis dato nie gekannte Problemzonen.  Milchflecken auf nahezu allen bis eben noch frisch gewaschenen Blusen, Pullis, Tops und Jacken, eine eklatante Zunahme an Schmutzwäsche und über die ganze Wohnung verteilte Areale liegengebliebener Arbeit, weil die konzentrierte und bis zum Ende durchgezogene Verrichtung nahezu sämtlicher Tätigkeiten mal wieder unterbrochen wurde.
Hinzu kommen noch sehr individuelle Problemzonen. Bei der Großen waren es über Jahre hinweg die Ärmel ihrer langarmigen Pullis. Die waren für sie Serviettenersatz und Taschentuch in einem, was dazu führte, dass sie kaum saubere langarmige Shirts hatte. Überall hinterließen Kakao, Schokoladeneis und vieles andere bleibende Spuren, vor denen die Waschmaschine irgendwann resignierte. Nichts half, kein  Hochkrempeln, kein Schimpfen, kein Annähen von Klettband. Nachdem sie ein Jahr lang nur schwarze Pullis von uns bekam, war der Spuk irgendwann von selbst vorbei.
Beim Kleinen liegt die Problemzone etwas tiefer - in Kniehöhe. Jede seiner langen Hosen ist im Nullkommanix durchgewetzt. In regelmäßigen Abständen begebe ich mich daher in den Reparaturmodus, in der Hoffnung das diese Phase auch irgendwann ihr Ende finden wird.
Flickschusterei

Mittwoch, 12. September 2012

Eltern sind auch nur Menschen.

Wie wahr!

Die Werbung ist ein lächelndes Aas.

Dass Werbung und Wirklichkeit zwei völlig verschiedene Paar Schuhe sind, die nix miteinander zu tun haben, ist vermutlich hinlänglich bekannt. Weitere Gedanken dazu sind eigentlich völlig überflüssig. Dennoch gibt es diese Momente der Wut, vor denen auch ich (selbst nach 12 Jahren Arbeit in dieser Branche) nicht gefeit bin. Wie z. B. letzten Sonntag:
Es ist 7 Uhr, die Kinder sind wach. Mann und ich räkeln uns faul im Bett, mein eines Ohr reckt sich allerdings Unheil witternd gen Kinderzimmer. Doch nichts passiert. Im Gegenteil : SIE SPIELEN! MITEINANDER!!!!
Um 8 stehe ich auf, mache Frühstück, hole Brötchen und Zeitung.

Die Familie beim gemütlichen Sonntagsfrühstück

"FRÜHSTÜCK IST FERTIG!" rufe ich. Kurze Zeit später haben sich alle am Tisch versammelt. Ich hole den Kaffee und will mich setzten. "Will keinen Kakao!" brüllt der Kleine. "Was möchtest du denn trinken?" frage ich. "Apfelschorle". Ich stehe auf, hole die Apfelschorle und will mich setzen. "Nicht aus dem Glas, aus dem Becher!" kräht selbiger. "Nein, die bleibt jetzt im Glas" sage ich, setze mich und nehme mir ein Brötchen. "Dann trink ich die gar nicht!" schreit der kleine Mann und haut das Glas um. Ich meckere ihn an, nehme das Glas weg, stehe auf und hole ein Tuch, um die Schweinerei wegzuwischen. Dann setze ich mich wieder hin. Der Kleine heult.
"Kannst du mir die Brezel aufschneiden?" fragt die Große, deren Messer der Brezel nur Druckspuren zufügt. "Klar." Ich stehe auf, hole ein scharfes Messer, setze mich wieder und schneide die Brezel in 2 Teile. "Ist hier irgendwo Salz?" fragt Mann, der gerade sein Frühstücksei geköpft hat. "Oh, hab ich wohl vergessen." Ich stehe auf, hole das Salz und setze mich wieder hin. Derweil hat Mann dem Kleinen, der sich mitlerweile wieder beruhigt hat, sein Brötchen aufgeschnitten, nach Anweisung mit Butter bestrichen und mit Wurst belegt. Auf die andere Hälfte kommt Marmelade. Männlein beisst in sein Wurstbrot und wirft dabei die Marmeladenhälfte runter, die auf seinem Schoß landet: "IIIiiihhh!" Ich stehe auf, hole ein Tuch, putze die Marmelade, so gut es geht von der Hose, schmeiße das Tuch weg und setze mich wieder hin. Derweil bearbeitet der Kleine sein noch ungeöffnetes Frühstücksei mit dem Messer.
"Soll ich dir helfen?" fragt Papa. "Nein, mach ich alleine!" Und siehe da, es klappt. Der obere Teil saust nach einem gezielten Hieb quer über den Tisch und trifft mit Eigelb nach vorne aufs T-Shirt der Tochter. "IIIIiiigittt, Mann, mein Lieblings-T-Shirt!" "Ist doch nicht so schlimm, ich wasche es heute," sage ich, stehe auf, hole ein Tuch, gebe es ihr und setze mich wieder hin. Männleins Finger sind voll mit Eigelb, ebenso Löffel und Shirt. Ich stehe auf, hole ein Tuch, wische ab und setze mich wieder hin. Jetzt ein Brötchen mit Honig! Aber wo ist der Honig? Ich stehe auf, hole den Honig und will mich gerade wieder setzen. "Mama, wenn du schon da stehst, kannst du mir eben eine Serviette geben?" fragt die Große. Klar, kann ich das. Ich hole die Servietten und setze mich wieder hin. Da klingelt das Telefon. Ich stehe auf, wahrscheinlich die Schwiegermutter. Ich gehe ans Telefon, um ihr zu sagen, dass wir gerade frühstücken. Als ich nach einer Minute wiederkomme, um mich hinzusetzen, fragt mich Tochter: "Mama, wir sind fertig. Dürfen wir aufstehen?"

Dienstag, 11. September 2012

Ferien vs Urlaub vs Erholung

Uff, die Ferien sind vorbei. Sechseinhalb (!!!) Wochen Schulferien, in denen die Mama ganz den Kindern gehört. Und dieses Jahr unter erschwerten Bedingungen: Wir sind nicht weggefahren, da unser Umzug alle Konten einfach leergefressen hat. "Aber das macht nichts", sagt der Mann "wir wohnen ja jetzt da, wo andere Urlaub machen." Das ist richtig. Bei schönem Wetter. "Da hat's hier rischtig viel zum machen, göi", wie der Schwabe sagt. Wir fahren zum See und springen einfach rein. Wir laufen durch Obstfelder und pflücken bunte Blumen. Wir gehen in den Wald, naschen Brombeeren und klettern auf Hochsitze und Bäume.
Bei Regen fallen diese Vorteile natürlich weg. Dann ist Fantasie gefragt: Der tägliche Einkauf wird zum Shoppingevent, mit Eisessen und so, der Hausputz zur 3er-Olympiade upgegraded in den Disziplinen "Staubsauger-Race", "Sychronspülen" und "Wisch- und Wäsche-Staffellauf" und der Fernseher bekommt temporär einen essentiellen Stellenwert, um die wichtigsten Telefonate in Ruhe führen zu können und wesentliche emails halbwegs konzentriert zu beantworten.
Der Erholungswert, ein wesentliches Element von Urlaub - jedenfalls nach Lexikondefinition - ist keine gesicherte Größe. Manchmal taucht er ganz unvermutet auf, dann wenn die Kinder plötzlich, ohne Vorwarnung, friedlich miteinander eine Sandburg bauen oder, völlig selbstvergessen, Hunderte von Steinen einzeln nacheinander ins Wasser werfen. Für diese Fälle habe ich immer ein Buch dabei. Das schlage ich auf und tauche ab. Erholung pur. Bis zum nächsten "Mamaaaaa!"