Dienstag, 6. Dezember 2011

"Master of Desaster"

           "Man kommt zu nix" - das sagen viele Athletinnen im ersten Jahr der Ironmom. Wer kennt  es   nicht:
Die Nacht war ausgesprochen schlaflos, Mutter ist müde, Kind quengelig und Mann auf dem Weg zur Arbeit. Im Badezimmer türmen sich die Wäscheberge, in der Küche Essensreste, schmutziges Geschirr und nicht abgeräumte Reste vom Abendessen. Der Kühlschrank ist weitestgehend leer. Der Rest der Wohnung droht ebenfalls im Chaos zu versinken. Man weiß nicht wo man anfangen soll. Und dann schreit auch noch das Baby. Und schreit. Und schreit. Man versucht es zu trösten und möchte am liebsten selber schreien. Vielleichte sollte man das gerade tun, vielleicht hilft es. Einfach das Baby kurz in sein Bettchen o.ä.legen, in ein anderes Zimmer gehen und schreien. Laut, kraftvoll und sich den Frust von der Seele.
Ausatmen und bis 10 zählen. Dann daran denken, dass man sich gerade in einer sehr anstrengenden Phase des Lebens befinden. Sehr anstrengend! Dass dies aber nur eine Phase ist. Und damit vergänglich. Dass es auch wieder weniger anstrengende Phasen gibt. Und dass man Hilfe gut gebrauchen kann. Und auch annehmen sollten. Vom Mann, Verwandten und Bekannten.
Anschließend kann  man ein gewisses Chaos zum ausdrücklichen Bestandteil des jetzigen Lifestyles erklären. Kein Haushalt muss perfekt sein, auch der Mann kann mal spülen und Ihre Wohnung darf jetzt so aussehen. Das ist in dieser Phase so, auch in anderen Familien. Da vielleicht sogar noch schlimmer?
Das ist z.B. mein aktueller Schreibtisch-Look:
 

Sonntag, 27. November 2011

Ideologische Hürdenläufe

Ich dachte immer, dass sich die ideologischen Hürdenläufe auf das erste Jahr der Irommom beschränken (S. auch Kapitel 1, 2, 4. und 5 in "Ironmom": Disziplinen Wunschkaiserschnitt, Stillen, Tragehilfen, Ernährung und Betreuung (Selbst- versus Fremdbetreuung)). Aber das stimmt so gar nicht. Viele weitere folgen, wenn auch nicht mehr ganz so vehement ausgetragen: Frühförderung, Kurswahl (viele versus keine), Grad der Behütung, Wahl der richtigen Spielzeuge und Grad der Wut bei Trotzanfällen.
Gerade bei letzterem bin ich momentan weit abgeschlagen im letzten Drittel der Verliererfraktion: Mein Sohn (3,5 Jahre) bringt seinen Unmut über Dinge, die ihm missfallen, nicht nur lautstark zu Gehör, äußert sein Missfallen also nicht nur verbal, sondern auch tätlich. Er nimmt weg, schlägt, tritt, kneift. (Zum Glück beißt er nicht mehr!) Vor kurzem hat er sogar eine Erzieherin in der Kita geschlagen.
Jetzt gibt es einen außerordentlichen Elternabend, und drei mal dürft ihr raten, wer da auf dem heißen Stuhl sitzt.

Ikea - mal wieder brandgefährlich!

Als Ironmom ist nicht nur jederzeit der volle körperliche und mentale Einsatz gefragt, nein, es gilt auch Gefahren mit denen man eigentlich so gaaar nicht rechnet, antizipierend zu begegnen. So auch neulich:
Vor  ca. zwei Jahren erstanden wir für unsere Tochter eine Schreibtischlampe von Ikea. Modell weiß ich nicht mehr, wohl aber, dass die Lampe laut IKEA folgende Produktmerkmale aufweist:
- Sicherheitsgetestet und kindersicher.
- Eine gute Leseleuchte mit gut abgeblendetem Licht.
- Gerichtetes Licht – gut als punktuelle Beleuchtung.
Gestern räumten wir das Zimmer von Sohnemann um, der mittlerweile im Besitz dieser Lampe ist und wir verwendeten das gerichtete Licht als "punktuelle Beleuchtung" für seine Legoecke, wo er für seine Verhältnisse ausgesprochen lange alleine (1 Std.) mit den Steinen wilde Bauwerke kreierte. Als er uns selbige stolz präsentieren wollte, stutzte ich über die rosafarbenen Plastikkleckse auf dem Parkett. Die waren vorher nicht dagewesen. Die Quelle war schnell entdeckt. Die Plastikflecke kamen von dem Lampenschirm besagter Ikealampe, der Rest des verformten Lampenschirms klebte entweder an der Birne oder war dabei, sich weich und deformiert langsam von der Lampe zu lösen. So viel zum Thema kindersicher.

Dienstag, 22. November 2011

Die Konkurrenz schläft (auch) nicht.

Einige Übungen treten sporadisch, aber immer mal wieder auf. Es handelt sich um ideologische Hürdenläufe auch besser bekannt unter der Bezeichnung Mütter-Bashing. Man findet sie häufig in bunt zusammengewürfelten Mütter-Gruppen, z.B. Krabbelgruppen, PEKIP-Gruppen, Baby-Massage-Gruppen, aber auch auf Spielplätzen und sogar in virtuellen Gruppen, in thematisch relevanten Internet-Foren. Was sich Mütter zusätzlich zu ihrem ohnehin schon stressigen Alltag dort antun, ist immer wieder unglaublich und der Rede wert. Z.B. schreibt eine Mutter in einem Forum, dass sie nicht stillen möchte.
Warum sie sich sehenden Auges auf dieses ideologische Minenfeld begibt, ist mir ein Rätsel. Aber sie tut es. Die Reaktionen folgen prompt: "xy hat aber ihre Gründe genannt und die sind mehr als naiv,unreif und egoistisch." "Nicht nur egoistisch, sondern von einem jungen Mädchen wahrscheinlich geschrieben. Unreif halt." oder "Deine Gründe finde ich wirklich seltsam. Das ist doch nicht eklig. Und c körbchen ? Eher egoistosch. Vielleicht dann auch besser nen KS, weil untenrum leierst auch erstmal aus oder reisst. Naja, muss jeder selbst wissen."

Dienstag, 15. November 2011

Übungen für Abends.

Abends steht Training für die grauen Zellen auf dem Programm: Vokabeln pauken, bilanziertes Rechnen üben und das Zweistromland suchen und verstehen. Tochter (10) hat nämlich aufs Gymnasium gewechselt. Nach der 4. Klasse, was in Berlin nicht gerade üblich ist. Aber ihre Grundschule war einfach extrem besch.... Nun sitzt sie da, die bis zur 4. nix tun musste und trotzdem immer ganz gut war, mit ihren ersten Klassenarbeiten unter denen eine 4 steht. "Tja, sie muss erst einmal das Lernen lernen" sagte man mir am letzten Elternsprechtag. Und wer kann das jetzt auch mit ausbaden? Icke. Sitze also abend für abend geduldig daneben, frage nach dem Unterschied zwischen derrière et devant, versuche das Rechnen mit Potenzen erneut zu verstehen oder suche im Internet nach Infos über Ötzi.
Blöder wird man jedenfalls dadurch nicht.

Morgengymnastik

"Ich will niss!" Knapp 100 cm Wut, bekleidet nur mit Schlafanzugjacke läuft den Flur entlang. "Will niss anziehen!" "Also wieder das gleiche Spiel," denke ich, während ich mit den Anziehsachen in der Hand das 3,5 Jahre alte Wutbürgerchen verfolge. "NEEEIIIN, will niss!" Ich schnappe mir den wild zappelnden und sich in alle Richtungen wendenden Kerl und beginne den 2. Teil der Morgengymnastik. (Der erste Teil begann bereits um 6 Uhr und bestand aus: Aufstehen, Kind 1 antreiben, es möge sich bitte anziehen, Frühstück bereitstellen, Schulbrote machen, Frühstück abräumen, Kind 1 mit Schultasche, Mütze etc verabschieden, Katzenwäsche, selber anziehen, Kitabrot machen und zwischendurch immer wieder den kleinen Mann aus misslichen Situationen wie Feststecken im Wäschekorb oder Eingeklemmt in der Abstellkammer befreien.)
Nun also der schweißtreibendere Teil: Mit dem Kind auf dem Schoß auf den Fußboden hocken. Versuchen, den Schlüppi über wild zappelnde Beine zu stülpen und hochzuziehen. Dabei immer wieder den rudernden Armen auszuweichen. Nun die Hose, erhöhter Schwierigkeitsgrad. Das Kind wirft den Oberkörper von rechts nach links und zurück. Schlafanzugjacke aus, das Kind hält sie fest. Während ich die Finger löse, gut zureden. Nun der Pulli, der Kopf klemmt, Kind beginnt zu schreien. Und ich zu schwitzen. Letzte Hürde: Die Socken. Zehen verhaken sich einzeln, Zentimeterarbeit, der kindliche Oberkörper und Arme sind immer in Bewegung, versperren mir die Sicht und arbeiten gegen mich. Endlich, auch die Schuhe sind an. Ich richte mich wieder auf, schweißgebadet. Der Kleine strahlt mich an "Fertiss. Jetzt in Kita?" Ja, jetzt gehen wir zur Kita. "Mama, ich fahr Laufrad, ganz schnell und du musst wieder rennen!" Also werde ich zur Kita rennen.