Mittwoch, 14. November 2012

Outdoor-Training: Spielplatzbesuch.


 "Ich habe mich nie gefragt, ob es vielleicht nicht normal ist, dass ich keine Lust habe, 24 Stunden am Tag ausschließlich mit einem kleinen Baby zu verbringen. Es gibt sicherlich Frauen, die das schön finden, ich gehöre nicht dazu. Und ich kann Ihnen sagen, ich habe in all diesen Jahren viele Mütter beobachtet, im Jardin du Luxembourg, hier, gleich unter meinem Fenster. Stundenlang habe ich mir die leeren Gesichter mit diesem Gott-kotzt-mich-das alles-an-Ausdruck angeschaut. Die Frauen saßen am Rand der Sandkiste, schauten gelangweilt nach rechts und links, die Kinder spielten allein im Sand. Warum können Frauen nicht zugeben, dass es unerträglich sein kann, einen ganzen Tag mit einem kleinen Kind zu verbringen? Deshalb ist man doch nicht gleich eine schlechte Mutter."

Dies sagte die französische Philosophin und Soziologin Elisabeth Badinter in einem Spiegel-Interview (Spiegel Nr. 34, 2010) und sprach bestimmt einigen Müttern aus dem Herzen.

Auch ich habe viele Stunden auf diversen Spielplätzen verbracht und fand es weitestgehend unerträglich, wie ein Ölgötze neben dem wackelig die Rutsche erklimmenden Spross zu stehen, die Hand vorsorglich schützend hinters Hinterteil haltend. Besser wurde es, als die Kinder so groß waren, dass man ihnen nicht mehr assistieren musste, sondern statt dessen lesen konnte. Denn dann konnte ich eintauchen in die Welt der Literatur bzw. mich übers Tagesgeschehen oder die neuesten Modetrends informieren.
Dass das nicht ignorant, sondern im Gegenteil gut so ist, sagt sogar ein Spielplatzexperte. In einem Interview in der NIDO (6/2010) plädiert G. Beltzig für möglichst "unbeaufsichtigtes Spielen". Die Eltern sollen sich idealerweise möglichst weit weg (Rufweite) befinden. "Schnappen Sie sich eine Zeitung, setzen Sie sich auf die Bank. Und greifen Sie nicht andauernd ein" so Beltzig.
Na, dann. Scheinbar alles richtig gemacht und jeder kam auf seine Kosten.


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