Donnerstag, 5. September 2013

Neulich im Freibad oder vom Täter zum Opfer.

Idylle am Pool.

Neulich im Freibad. Die (meine) Kinder sind im Wasser, ich schaue mich um. Es ist relativ leer, verstreute Handtuchflecken mit zumeist älterem Publikum. Vor mir ist eine Buddelkiste. Ein kleiner Junge, ca. 4, befüllt mit einer Schaufel versonnen seinen Bagger. Ein etwa gleich alter Junge nähert sich, beobachtet ihn, kommt näher, fragt etwas, der Kleine schüttelt den Kopf. Noch eine Frage, erneutes Kopfschütteln. Dann greift der Junge zu und nimmt dem anderen die Schaufel einfach weg. Der fängt an zu heulen, laut und vernehmlich. Als nichts passiert, steht er auf und läuft zu seiner Mutter, die auf ihrem Handtuch sitzend, in ein Gespräch mit einer Freundin vertieft ist. Sie steht auf und lässt sich von dem Jungen, immer noch heulend, Richtung Buddelkiste ziehen. Der Junge zeigt schniefend auf den Schaufelräuber, der gerade ein Loch buddelt. Mutter und Sohn gehen hin, die Mutter beugt sich hinunter und redet mit dem Dieb. Der tut so, als ob er nix hört und buddelt katatonisch weiter. Die Mutter sagt noch etwas, wieder keine Reaktion. Daraufhin greift sie nach der Schaufel, um selbige ihrem Sohnemann wiederzugeben. Der Übeltäter brüllt "Nein!" und fängt seinerseits an zu heulen. Das ruft eine weitere Mutter auf den Plan, die prompt angelaufen kommt: "Hören Sie, Sie können Ben doch nicht einfach die Schaufel aus der Hand reißen!" Die andere Mutter ist perplex, sagt dann aber "äh, ich habe ihn zwei Mal gebeten, meinem Sohn seine Schaufel wiederzugeben, aber er hat gar nicht reagiert." Beide Jungen heulen. "Deshalb können Sie sie ihm noch lange nicht einfach wegnehmen." "Entschuldigen Sie, das hat er doch bei meinem Sohn auch gemacht." "Das kann nicht sein, so etwas tut Ben nicht." "Doch, " schnieft der ursprüngliche Schaufelbesitzer "der hat die mir wetdenommen". "Stimmt das, Ben?" fragt die Ben-Mutter. Ben schüttelt den Kopf. "Sehen Sie, er sagt, er hätte sie ihm nicht weggenommen." "Wohl" sagt der andere. "Komm, Ben, sei so lieb, gib die Schaufel wieder her." Ben versteckt sie hinter seinem Rücken. Die Mutter bückt sich und bittet erneut. Trotziges Kopfschütteln. "Bitte, jetzt gib die Schaufel wieder her. Du bist doch kein Dieb, das weiß die Mama doch. Und wenn der andere Junge dich nicht damit spielen lässt, dann kauft dir Mama heute eben eine eigene Schaufel." Ben rückt die Schaufel raus, rennt dann grinsend zum Handtuchplatz und ruft: "Komm Mama, Schaufel kaufen!"
Ich bin fassungslos.

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