Donnerstag, 8. Mai 2014

Kindheitserinnerungen

Whereever she goes...

 Wenn ich an meine Kindheit zurückdenke, kann ich mich nicht erinnern, dass meine Mutter sich stundenlang mit mir hinsetzte, um zu basteln, zu spielen oder sich sonstwie mit mir zu beschäftigen. Nicht, weil sie eine Rabenmutter war, sondern berufstätig und nachmittags zuständig für Haushalt, Einkäufe und anderes. Für Beschäftigung musste ich daher selber sorgen. Entweder ich ärgerte meinen kleinen Bruder oder ich spielte mit mir,  irgendwelchen Spielsachen, meiner Fantasie oder mit Freunden. Daran muss ich oft denken, wenn ich unfreiwillig Zeuge von den Ergebnissen mütterlicher Aktivitäten auf Facebook oder anderen sozialen Netzwerken werde oder ich Mütter erzählen höre, was sie alles für und mit dem Nachwuchs unternehmen.
 Ich weiß nicht, ob diese Kinder eine "bessere" Kindheit haben als ich hatte, was ich aber weiß, ist, dass ich weder die Lust (noch das Geld) habe, nachmittag für nachmittag meinen Kindern was zu "bieten". Denn ich bin überzeugt, dass sie das Schönste bereits besitzen: Ihre Kindheit. Und damit die Fähigkeit, ganz eigene Welten zu erschaffen und völlig darin zu verschwinden. So wie ich als Kind. Zu den besten Erinnerungen gehören nicht die eigens für uns organisierten Ausflüge ins "Fantasialand" oder ähnliches (hier gibt es zwar Fotozeugnisse aber keine Bilder in meinem Kopf). Stattdessen gibt es Bilder von stundenlangem ziellosen Herumstreunen, wenn Mutter uns bei schönem Wetter nach draußen schickte. Wir erkundeten in immer größer werdenden Radien (oder Radiussen???) die Umgebung und machten die unglaublichsten Entdeckungen: ein gruseliges leerstehendes Haus, Felder, in denen man sich verirren konnte, Bäume, auf die man rauf-, aber kaum wieder runterklettern konnte, Bäche, die man irgendwie überqueren musste oder Abhänge, die man stundenlang runterrutschen konnte. Manchmal hatte man Angst, tat sich weh, musste sich verstecken, machte Mutproben, verlief sich, wuchs über sich hinaus oder lachte sich einfach nur halbtot.
Es gibt Bilder von selbstgebauten Höhlen, heimlichen Picknicks, Schüsseln von Kuchenteig, den man aß, bis man Bauchschmerzen hatte, unheimlichen, mysteriösen Nachbarn, vor denen man sich irgendwie fürchtete, und schummerigen Tante Emma Läden, in denen man sich nie entscheiden konnte, was man sich für 40 Pfennig kaufen sollte.
Ich möchte meinen Kindern die Gelegenheit geben, sich ihre eigenen Bilder zu erschaffen. Die größte Fähigkeit bringen sie selber mit: ihre Kindheit und ihre Fantasie.

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