Freitag, 11. April 2014

Süßes Geheimnis.

Seit drei Tagen hat der kleine Herr abends kaum noch Hunger. Was verwunderlich ist, hat er doch den ganzen nachmittag draußen gespielt, getobt und sich bewegt. Um dann beim Abendessen meist richtig reinzuhauen. Meine Frage, ob er von den anderen Kindern etwas zu essen bekommen habe, wurde verneint. Ich war verwundert, bis ich gestern sein Zimmer aufräumte und in einer Schublade folgendes entdeckte:
Geheimes Vorratslager.


Normalerweise haben wir kaum Süßes im Haus, aber für den Geburtstag des kleinen Herrn hatten wir einiges eingekauft. Das muss er entdeckt und an sich genommen haben. Um sich dann aus seiner all "you can eat"-Schublade regelmäßig und üppig zu bedienen. Das erklärte natürlich einiges. Nur zugeben wollte er es nicht, stritt seinen Geheimvorrat vehement ab. Log mir also offen ins Gesicht. Es überraschte mich nicht, hat doch jeder seine kleinen Geheimnisse. Es machte mich aber neugierig und ich googelte die Frage, ab wann Kinder bewusst lügen. Jetzt war ich überrascht: Abhängig von der kognitiven Entwicklung können bereits Zweijährige lügen. "Je intelligenter Kleinkinder sind, desto früher fangen sie damit an. Die Fähigkeit zur Lüge ist nämlich an die intellektuelle Entwicklung gekoppelt. Kann ein Zweijähriger schon lügen, darf dies als Zeichen früher Reife gelten. Kann ein Fünfjähriger es noch nicht, muss man ein besorgniserregendes Entwicklungsdefizit vermuten. Wer lügen kann, hat nämlich das Konzept der Wahrheit begriffen – die Voraussetzung dafür, dass man eine alternative Realität zu dem als wahr Erkannten entwerfen kann.
Kurz gesagt: Lügen lernen ist ein wichtiger Teil der kognitiven Entwicklung. Es gibt kein soziales Leben ohne Lüge. Nur Autisten können ganz ehrlich durchs Leben gehen. Wer mit Kindern lebt, muss ihnen darum viele offensichtliche Lügen lassen, weil ihre noch brüchige Autonomie daran hängt." (zeit online).
Und: Je älter sie werden, umso häufiger wird gelogen: "Aber alle Kinder lügen, und zwar nicht nur hier und da einmal. Amerikanische Verhaltensforscher haben beobachtet, dass der durchschnittliche Vierjährige alle zwei Stunden eine Lüge vorbringt, der durchschnittliche Sechsjährige sogar alle eineinhalb Stunden. Das sind ziemlich schockierende Zahlen. Mir kommen sie nicht übertrieben vor."
Nun stellt sich die Frage, wie man damit umgeht. Ich habe beschlossen, dem kleinen Herrn sein "süßes Geheimnis" diesmal durchgehen zu lassen. Allerdings habe ich die Hälfte der Gummibärchen weggeworfen, um so die Geheimniskrämerei auf ein Minimum zu reduzieren.

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