Einem Umzug quer durch die Republik, genauer von Berlin an den Bodensee, geschuldet wurde der Umstand, dass ich 3 Wochen (Osterferien +Umzug) in den Ganztagesgenuss beider Kinder kam. Aufgrund eines noch fehlenden Kitaplatzes hatte ich nach Osterferienende nur noch ein Kind (Junge, 4) ganztägig um mich herum.
Die bereits erwähnten 437 Fragen pro Tag (!) sind untertrieben! Es sind wahrscheinlich doppelt so viele. Plus Kommentare, plus Beobachtungen, plus Wutanfälle.
Wenn der kleine Herr morgens so gegen halb 7 wach wird, wird er es nicht langsam, sondern von jetzt auf gleich. Alle Funktionen sind sofort direkt eingeschaltet, zu 100%. Und das bleiben sie, bis er abends gegen 8 von einer erschöpften Mutter (natürlich gegen seinen Willen "bin gar niss müde!") genötigt wird, sich in den Off-Modus zu begeben. Dazwischen ein verbales Feuerwerk, das seinesgleichen sucht. Und wehe, man versucht, Äußerungen durch ein desinteressiertes "Mmmh" weitestgehend zu ignorieren, weil man vielleicht gerade nur den einen Artikel in der Bild-Zeitung (andere schafft man eh nicht) zu Ende lesen möchte, so hat das penetrantes Nachfragen ("Du machst immer nur "mmmh", das darfst Du nicht.") oder einen Wutanfall zur Folge.
Der Tag mit Junge besteht also zu nahezu 780 Minuten Reden, jede Äußerung eingeleitet mit einem fordernden "Mamaaa".
Ein kurzer Auszug gefällig? Gerne.
10.59 Uhr, 270 Minuten Verbal-Attacke liegen bereits hinter mir. Wir sind unterwegs. "Mamaa, guck mal, eine Kehrmaschine. "Mmmh." "Was macht die Kehrmaschine?" Die macht die Gullis sauber." "Warum?" "Weil die Gullis dreckig sind." "Warum bleibt die da stehen?" "Weil die da den Gulli saubermacht." "Mamaa, hier ist auch noch ein Gulli." "Mmmh." "Warum macht die den nicht sauber?" "Vielleicht später." "Mamaa, wo ist jetzt die Kehrmaschine?" "Da vorne." "Ah. und was macht die jeeetzt?" "Die fährt gleich zum nächsten Gulli." "Warum?" "Um den sauberzumachen." Plötzlich totales Gekreische. "Mamaa, was ist das?" "Eine Hummel." "Können Hummels stechen?" "Nein." "Was?" "Wie bitte." "Können Hummels stechen?" "Nein." "Warum nicht?" "Weil sie nicht stechen können." "Wo ist die Hummel jetzt?" "Weggeflogen." "Wohin?" "Weiß ich nicht." "Warum fliegen Hummels immer weg?" "Weiß ich nicht." "Warum weißt du das nicht?" "Weil ich es nicht weiß." "Aber Bienen können stechen?" "Ja." "Warum?" "Weil Bienen stechen können." "Aber Hummeln nicht?" "Nein." "Ja oder nein?" "Nein." "Mamaa, wo ist denn jetzt die Kehrmaschine?" "Weiß ich nicht." "Kommt die gleich wieder?" "Vielleicht." "Was?" "Wie bitte." Kommt die Kehrmaschine gleich wieder?" "Vielleicht." "Aber was macht die jetzt?" "WEiß ich nicht." "Vielleicht macht die den Gulli sauber?" "Vielleicht." "Aber wo ist der Gulli?"
30 Sek. Ruhe. "Mamaa, was macht die Polizei, wenn ich dem Mann einen Finger abhacke?" "Welchem Mann?" "Dem da. WAs macht dann die Polizei?" "Die schimpft." "Und was macht der Mann?" "Der fährt ins Krankenhaus." "Warum?" "Da näht man ihm den Finger wieder an." "Warum schimpft die Polizei, wenn ich ihm den Finger abhacke." "Weil man keine Finger abhacken darf." "Warum nicht?" "Weil das weh tut und blutet." "Und wo ist die Polizei?" "Weiß ich nicht." "Kommt die jetzt?" "Nein." "Warum nicht?" "Warum sollte sie kommen, hier ist doch gar nichts schlimmes." "Warum nicht?" "Weil hier nichts Schlimmes ist." "Mamaa, guck mal, was ist das?" "Ein Zebrastreifen." "Was?" "Wie bitte." "Wie bitte?" "Ein Zebrastreifen." "Warum sind da so Streifen auf der Straße?" "Damit da die eute über die Straße gehen können." "Warum?" "Weil die Autos da anhalten." "Warum?" "Dafür sind die Zebrastreifen". "Wer hat die gemalt?" "Bauarbeiter." "Nein, das machen keine Bauarbeiter, die bauen doch." "Ach so." "Wer hat das dann gemalt?" "Maler." "Aber du hast doch gesagt Bauarbeiter." "Mmmmh." "Wer denn jetzt, Bauarbeiter oder Maler?" "Beide." "Warum?" "Weil das so ist." "Warum ist das so?" "Weiß ich nicht." "Warum nicht?"
Ich möchte schreien. Zum Glück haben wir den Supermarkt erreicht. Zum Glück?
Und es ist erst zehn nach elf.
Aber ab Montag haben wir einen Kitaplatz.
Donnerstag, 19. April 2012
Mittwoch, 21. März 2012
Mom's Shirt
Das ultimative Ironmom-Shirt ist da. Für Regenerationsphasen, aber auch für alle anderen Trainingseinheiten. To be worn with pride.
Donnerstag, 15. März 2012
PR in eigener Sache
Die sollen mich mal kennenlernen!
Aussendungen an drei Zeitschriftenverlage vorbereitet. Da ich das Cover so gruselig finde (der Inhalt ist NICHT rosa), habe ich es, so gut wie es eben geht, versteckt.
Aussendungen an drei Zeitschriftenverlage vorbereitet. Da ich das Cover so gruselig finde (der Inhalt ist NICHT rosa), habe ich es, so gut wie es eben geht, versteckt.
Trainingssold, zweiter Teil / Nachtrag
Im Hinblick auf den letzten Post, der sich mit der ökonomischen Betrachtung und Wertschätzung der Ironmom beschäftigt, lässt sich locker noch einer oben drauf setzen: Was ist, wenn besagter Witwer eine Haushaltshilfe einstellt, für das Geld, das er als "Ersatzbedarf" von der Versicherung erhält. Er findet eine Frau, die ihm für 1400 Mark den Haushalt schmeißt und die Kinder versorgt, 5 Tage die Woche, 8 Stunden am Tag. Die Haushaltshilfe bekommt also 70 Euro am Tag, etwas weniger als 10 Mark pro Stunde. Nach einem Jahr verliebt sich der Witwer in seine Haushaltshilfe und heiratet sie. Wahrscheinlich stellt er mit der Heirat auch seine Zahlungen ein. Ist ihre Arbeit nun nichts mehr wert. Oder kommt hier der Umstand ins Spiel, dass, was sie vorher aus reiner Finanznot getan hat, sie es nun aus Liebe tut. (Gut, hier müsste wahrscheinlich reinrechnen, was sie an Miete spart, da sie nun vermutlich bei ihm wohnt, und was er an Lebensmitteln bezahlt, die sie isst etc.)
Trainingssold, zweiter Teil.
Wie bereits erwähnt, bezieht die Ironmom als Spitzensportlerin zumeist kein Spitzengehalt. Die Frage, welches Gehalt ihr theoretisch zustünde, ist gar nicht so einfach zu beantworten. Selbst exzessives Googeln bringt wenig Erkenntnisse. Aber interessante Denkanstöße: Ein Spiegel-Artikel von 1981 versucht, anhand eines doch sehr makaberen Beispiels eine Antwort zu finden. Eine Frau, Ehefrau, Hausfrau und Mutter von zwei Kindern, wird bei einem Verkehrsunfall getötet. Der Witwer klagt auf "Schadenersatz" in Höhe von 1500 damals noch Mark monatlich von der Versicherung des Unfallverursachers. Die Versicherung will lediglich 300 Mark zahlen. Der Fall wandert vor Gericht. Dort muss die Frage geklärt werden, wie hoch der monetäre Wert der geleisteten Arbeit des Opfers war. Es stellte sich heraus, dass diese Frage nicht so einfach zu beantworten ist. Die Verstorbene hatte die beiden Kinder versorgt, einen 7-Zimmer-Haushalt geschmissen und den 1400 qm Garten gepflegt.
Der Fall ging durch mehrere Instanzen, mal wurde der Wert ihrer geleisteten Arbeit nach "Was-würde-es-denn-kosten, wenn-eine-Haushälterin-den-Job-übernehmen-würde" Kriterien geschätzt, dann wiederum kam ein Arbeitsgericht zu dem Schluss, dass es die Frau doch "aus Liebe zur Familie" tue und setzte den Betrag deutlich niedriger an. Ein anderer Jurist kam zu der Erkenntnis, dass wenn die Frau "statt in der eigegen Familie in fremden Haushalten gegen Entgelt arbeiten würden, gäbe es sicherlich niemanden, der ihren Wert nicht nach den am Markt bezahlten Löhnen einschätzen würde".
Die ökonomische Betrachtung der Mutterpflichten inkl. Hausarbeit ist juristisch überhaupt nicht einfach, geschweige denn eindeutig.
Im Falle des o.g. Witwers kam der Bundesgerichtshof schlussendlich zu folgendem Urteil: Der Witwer und seine hinterbliebene Familie hatten Anspruch auf "Ersatzbedarf" in Höhe von monatlich 1530 Mark, abzüglich 100 Mark "Vorteilsausgleichung" (das, was der Witwer dadurch spart, dass er seine Frau nicht mehr ernähren muss, bzw. durch sie keine Kosten mehr hat.)
Der Fall ging durch mehrere Instanzen, mal wurde der Wert ihrer geleisteten Arbeit nach "Was-würde-es-denn-kosten, wenn-eine-Haushälterin-den-Job-übernehmen-würde" Kriterien geschätzt, dann wiederum kam ein Arbeitsgericht zu dem Schluss, dass es die Frau doch "aus Liebe zur Familie" tue und setzte den Betrag deutlich niedriger an. Ein anderer Jurist kam zu der Erkenntnis, dass wenn die Frau "statt in der eigegen Familie in fremden Haushalten gegen Entgelt arbeiten würden, gäbe es sicherlich niemanden, der ihren Wert nicht nach den am Markt bezahlten Löhnen einschätzen würde".
Die ökonomische Betrachtung der Mutterpflichten inkl. Hausarbeit ist juristisch überhaupt nicht einfach, geschweige denn eindeutig.
Im Falle des o.g. Witwers kam der Bundesgerichtshof schlussendlich zu folgendem Urteil: Der Witwer und seine hinterbliebene Familie hatten Anspruch auf "Ersatzbedarf" in Höhe von monatlich 1530 Mark, abzüglich 100 Mark "Vorteilsausgleichung" (das, was der Witwer dadurch spart, dass er seine Frau nicht mehr ernähren muss, bzw. durch sie keine Kosten mehr hat.)
Mittwoch, 14. März 2012
Trainingssold, erster Teil
Spitzensportler bekommen meist Spitzengehälter. Nicht so die Ironmom. Sie absolviert ihren harten Trainingsalltag meist ohne monetäre Anerkennung. Wenn man mal vom Kindergeld absieht. Und von dem seit einigen Jahren eingeführten Elterngeld. Diese Quelle versiegt aber nach spätestens 12 Monaten.
Und dann wird's finanziell eng, falls die Athletin sich weiterhin ausschließlich auf ihren Trainingsalltag konzentriert. (Manche Athletinnen entschließen sich, neben dem Training noch ordentlich anzuschaffen. Das ist allerdings abhängig von geeigneten Betreuungsoptionen, dem davon abhängigen Zeitmanagement und den beruflichen Möglichkeiten.)
Viele Sportlerinnen finden dies unfair, wenn neben fehlender Anerkennung auch das Geld wegbleibt.
Sie verweisen zu Recht darauf, dass, wenn man alles, was sie tun, outsourcen würde, man relativ tief in die Tasche greifen müsste. Wenn man Putzfrauen, Köchinnen, Kinderbetreuuerinnen, Nachhilfelehrinnen, Chaufeurinnen anstellen müsste, um das täglich geleistete Arbeitspensum zu erfüllen, kämen so locker Kosten in Höhe von 64 Euro pro Tag zustande (zugrunde liegt ein unrealistischer 8 Std. Tag und ein Stundenlohn von 8 Euro), macht im Monat schlappe 1280 Euro. Wochenendzuschlag für am Wochenende geleistete Überstunden nicht mitgerechnet. Spitzengehalt ist da definitiv was anderes.
Und dann wird's finanziell eng, falls die Athletin sich weiterhin ausschließlich auf ihren Trainingsalltag konzentriert. (Manche Athletinnen entschließen sich, neben dem Training noch ordentlich anzuschaffen. Das ist allerdings abhängig von geeigneten Betreuungsoptionen, dem davon abhängigen Zeitmanagement und den beruflichen Möglichkeiten.)
Viele Sportlerinnen finden dies unfair, wenn neben fehlender Anerkennung auch das Geld wegbleibt.
Sie verweisen zu Recht darauf, dass, wenn man alles, was sie tun, outsourcen würde, man relativ tief in die Tasche greifen müsste. Wenn man Putzfrauen, Köchinnen, Kinderbetreuuerinnen, Nachhilfelehrinnen, Chaufeurinnen anstellen müsste, um das täglich geleistete Arbeitspensum zu erfüllen, kämen so locker Kosten in Höhe von 64 Euro pro Tag zustande (zugrunde liegt ein unrealistischer 8 Std. Tag und ein Stundenlohn von 8 Euro), macht im Monat schlappe 1280 Euro. Wochenendzuschlag für am Wochenende geleistete Überstunden nicht mitgerechnet. Spitzengehalt ist da definitiv was anderes.
Dienstag, 13. März 2012
Die bösen Buben
Bin erleichtert. Gestern abend noch am Pranger, heute deutlich selbstbewusster. Schlussendlich ist doch vieles relativ, eine Sache der Perspektive. Aber der Reihe nach: Gestern war Elternabend in der Kita. Wesentliches Thema war die Gruppensituation, die durch viel Aggressivität gekennzeichnet ist. Die Übeltäter waren schnell ausgemacht: Die marodierende Horde der 4-5jährigen Jungs. Diese streiten sich oft, werden aggressiv, was die gesamte Gruppe maßgeblich beeinträchtigt, negativ natürlich. Die betroffenen Mütter (inklusive mir) senkten schuldbewußt die Köpfe und hinterfragten ihre Erziehungsmethoden. Mein Hinweis, dass dies ein strukturelles Problem sein könnte (Ungleichgewicht, weil nur ältere Jungen, aber keine ausgleichenden gleichaltrigen Mädchen), wurde ignoriert.
Betreten ging ich nach Hause. Heute morgen bat ich Sohnemann (4) doch heute bitte in der Kita lieb zu sein. Mit einem "ja, ja" stürmte er zu seinen Freunden.
Eben las ich einen Artikel im aktuellen Spiegel. Ein Interview mit dem dänischen Familientherapeuten und Bestsellerautoren Jesper Juul. Auf die Frage, ob es ein Problem sei, dass die Kinder von Kita über Grundschule bis zur weiterführenden Schule hauptsächlich mit Frauen zusammen sind, antwortet er:
"Viele Pädagoginnen können mit der Aggressivität von Jungen nicht umgehen. Das passt nicht in ihr weibliches Wertesystem. Frauen wollen immer darüber reden, schon im Kindergarten. Für Jungs ist es dagegen wichtig, immer wieder aufs Neue eine Hierarchie festzusetzen. Ein Junge sagte mir einmal: Weißt du, wenn wir Fuball spielen, kann nur einer Michael Landrup sein, der Star, nicht alle."
Spiegel: "Wie sollten denn Erzieherinnen auf Aggressivität reagieren?"
Juul: "Gar nicht. Ein Junge hat einem anderen sein Spielzeug weggenommen, der erste rennt ihm hinterher, sie prügeln sich. Die normalste Sache der Welt. Kinder müssen die Fähigkeit entwickeln, die die Amerikaner "Street smart" nennen: Ist der andere stärker als ich oder kann ich ihm eins auf die nase hauen? Doch die Mütter rufen dann einander an und erzählen, wer wen geschlagen hat. Eltern müssen ihren Kindern signalisieren: Du musst dich selber schützen."
Puh! Das sagt also ein Experte. Da bin ich ja beruhigt.
Betreten ging ich nach Hause. Heute morgen bat ich Sohnemann (4) doch heute bitte in der Kita lieb zu sein. Mit einem "ja, ja" stürmte er zu seinen Freunden.
Eben las ich einen Artikel im aktuellen Spiegel. Ein Interview mit dem dänischen Familientherapeuten und Bestsellerautoren Jesper Juul. Auf die Frage, ob es ein Problem sei, dass die Kinder von Kita über Grundschule bis zur weiterführenden Schule hauptsächlich mit Frauen zusammen sind, antwortet er:
"Viele Pädagoginnen können mit der Aggressivität von Jungen nicht umgehen. Das passt nicht in ihr weibliches Wertesystem. Frauen wollen immer darüber reden, schon im Kindergarten. Für Jungs ist es dagegen wichtig, immer wieder aufs Neue eine Hierarchie festzusetzen. Ein Junge sagte mir einmal: Weißt du, wenn wir Fuball spielen, kann nur einer Michael Landrup sein, der Star, nicht alle."
Spiegel: "Wie sollten denn Erzieherinnen auf Aggressivität reagieren?"
Juul: "Gar nicht. Ein Junge hat einem anderen sein Spielzeug weggenommen, der erste rennt ihm hinterher, sie prügeln sich. Die normalste Sache der Welt. Kinder müssen die Fähigkeit entwickeln, die die Amerikaner "Street smart" nennen: Ist der andere stärker als ich oder kann ich ihm eins auf die nase hauen? Doch die Mütter rufen dann einander an und erzählen, wer wen geschlagen hat. Eltern müssen ihren Kindern signalisieren: Du musst dich selber schützen."
Puh! Das sagt also ein Experte. Da bin ich ja beruhigt.
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